Das musst du wissen

  • Die Arktis verändert sich infolge der Klimaänderung rasant. Bis ins Jahr 2050 wird es im Sommer kein Meereis mehr geben.
  • Für die Planung und Verwaltung der Arktis ist der Arktische Rat zuständig. Doch das Gremium ist im Moment geschwächt.
  • Gegenwärtig etabliert sich ein Fischereiabkommen, das die Zukunft der Arktis heute schon planen will.

Um die Fischerei im dereinst eisfreien Polarmeer zu regeln, heben Ende 2017 die EU Kanada, China, Dänemark, Japan, Südkorea, Norwegen, Russland und die USA ein Fischereiabkommen geschlossen. Ist das der Beginn der Ausbeutung?

Gabriela Schaepman-Strub: Das Abkommen besagt, dass der kommerzielle Fischfang in der Arktis nicht beginnen sollte, bevor ein wissenschaftlich fundiertes Bewirtschaftungssystem eingeführt wurde. Die Mitglieder haben beschlossen, für die nächsten 16 Jahre in der hohen Arktis nicht zu fischen.

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Gabriela Schaepman-Strub ist Professorin für Erdsystemwissenschaften an der Universität Zürich. Einer ihrer Forschungsorte ist die jakutische Arktis in Russland. Sie ist Schweizer Delegierte im Arktischen Rat.

Kann man dem trauen? Immerhin geht es um neue Jagdgründe und damit wirtschaftliche Interessen. Und ausserdem gibt es ja mit dem Arktischen Rat schon ein Gremium mit fast denselben Mitgliedern: Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Russland, Schweden, USA.

Tom Arnbom: Ich setze politisch einige Hoffnung in das Abkommen, denn ich halte es für demokratischer als den Arktischen Rat, in dem nur Anrainer vertreten sind. Im Arktischen Rat hat die Schweiz beispielsweise nur Beobachterstatus. Im Fischereiabkommen könnte sie stimmberechtigtes Mitglied sein.

Zudem kann das Fischereiabkommen Entscheidungen treffen, im Gegensatz zum Arktischen Rat, der keine rechtliche Befugnis hat, um etwas durchzusetzen.

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Der Assistenzprofessor an der Universität Stockholm, Tom Arnbom ist ein Meeresökologe mit mehr als 40 Jahren Felderfahrung in der Arktis, Antarktis und in den Tropen und Senior-Berater beim WWF.

Frau Schaepman-Strub, sie sind Vertreterin der Schweiz in der Gruppe für die Erhaltung von Flora und Fauna im Arktischen Rat. Welches Gremium ist Ihrer Meinung nach eher in der Lage, diese Zukunft zu managen?

Gabriela Schaepman-Strub: Ich denke, dass der Arktische Rat sehr wichtig ist. Schon nach dem Kalten Krieg und insbesondere mit der Gründung des Arktischen Rates 1996 hat man gemeinsam darüber diskutiert, wie wir die Arktis verwalten sollen. Dieses Gremium der Anrainerstaaten ist immer noch in seinem eigenen Sinne mächtig. Aber im Mai letzten Jahres hat es eine Krise gegeben. Der Ton hat sich geändert. Die USA wollten die Abschlusserklärung nicht unterschreiben, weil sie den Begriff Klimawandel enthielt. Es scheint also, dass der Arktische Rat an diesem Punkt geschwächt wird.

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Wir hoffen, dass er wieder an Stärke gewinnt. Und natürlich müssen wir auch andere Akteure mit einbeziehen, wie zum Beispiel China, das definitiv Interessen in der Arktis hat. So gesehen ist es auf jeden Fall sinnvoll, auch andere Länder einzubeziehen.

Wie kann man China einbeziehen?

Tom Arnbom: Russland wird 2021 den Vorsitz des Arktischen Rates übernehmen, und jetzt sagen sie, dass sie mit den indigenen Völkern zusammenarbeiten werden – wir werden sehen. China ist ziemlich heikel, weil es in die Zukunft investiert. China investiert viel Geld in die russische Infrastruktur und baut eigene Eisbrecher. Die Chinesen sind auch im Bergbau tätig, nicht nur in Russland. Es bestehen sogar Pläne, eine der grössten Forschungsstationen in Schweden zu kaufen, um mit der chinesischen Forschung in diesem Teil der Welt zu beginnen. Sie suchen nach Möglichkeiten für langfristige finanzielle Investitionen. Und sie investieren mit einem Zeithorizont, den wir uns nicht gewohnt sind. Sie planen sehr langfristig, für die nächsten 50 Jahre, während wir wirtschaftlich in 4 bis 8 Jahresperioden denken. China kann man nicht aufhalten, man muss mit ihnen zusammenarbeiten.

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