Das musst du wissen

  • Nachrichten, in denen politische Gegner kritisiert werden, ziehen auf Twitter oder Facebook die Aufmerksamkeit auf sich.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Posts sich rasant verbreiten, ist grösser als bei Posts über politische Verbündete.
  • Das zeigen Datenanalysen von Posts sowohl aus dem demokratischen als auch aus dem konservativen Lager.
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Wer politische Gegner kritisiert oder attackiert, dessen Posts werden eher geteilt und verbreiten sich eher rasant. Zu diesem Schluss kommen Forscher in einer neuen Studie. Die Resultate wurden in der Fachzeitschrift Pnas veröffentlicht.

Über 2,7 Millionen Posts analysierten die Forscher der Universitäten Cambridge und New York für die Studie. Die Posts stammten einerseits von Mitgliedern des amerikanischen Kongresses. Andererseits von US-Medien, darunter sowohl rechtspopulistische Publikationen wie Breitbart als auch eher links orientierte Zeitungen wie die New York Times.

Science-Check ✓

Studie: Out-group animosity drives engagement on social mediaKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie drehte sich um Posts von amerikanischen Politikern und Medien, kann also auch durch andere, kulturelle Faktoren, und durch politische Ereignisse wie die Wahlen 2020 beeinflusst sein. Auch die Algorithmen von Facebook und Twitter spielen hinein. Die Resultate sind deshalb nicht allgemeingültig. Auch zeigt die Studie lediglich Korrelation auf und kann keine Kausalität beweisen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Tweets über den Gegner ziehen

Dabei fanden die Psychologen heraus, dass gepostete Inhalte, die sich auf die politischen Gegner bezogen, doppelt so häufig geteilt wurden wie Posts, die die eigene politische Gruppe zum Thema hatten. «Den politischen Gegner niederzumachen war das stärkste Anzeichen dafür, dass ein Post viral gehen wird», sagt Erstautor Steve Rathje in einer Mitteilung. Ein Beispiel für solche millionenfach angeklickte Posts aus dem konservativen Lager ist: «Jeder Amerikaner sollte den jüngsten brain freeze von Joe Biden sehen». Und von demokratischer Seite: «Donald Trump hat mehr als dreitausendmal gelogen, seit er im Amt ist, aber die Republikaner weigern sich zuzugeben, dass Trump ein Lügner ist.»

Dass es im Post um den politischen Gegner geht, entpuppte sich als stärkerer Faktor, als ob negative oder stark emotionalisierende und moralisierende Sprache vorkam – beides Faktoren, die sich ebenfalls als erfolgversprechend erwiesen. Dieser Effekt trat gleich stark bei beiden Plattformen und über das gesamte politische Spektrum auf.

Hass übertrumpft Liebe

Posts über politische Gegner provozierten zudem am häufigsten Ärger-Emojis. Aufgepeitschte Emotionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzerinnen und Nutzer Posts teilen, wie frühere Forschung gezeigt hat. Daraus könnte man schliessen: Über den politischen Gegner zu lesen, peitscht die Leser und Leserinnen eher auf.

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«Unsere Studie deutet darauf hin, dass Hass gegen andere Parteien online eher unsere Aufmerksamkeit bekommt als die Liebe zur eigenen Partei. Das kann zu einem gefährlichen politischen Klima führen», warnt der Psychologe Rathje.

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