Das musst du wissen

  • Wer unter sechs oder über neun Stunden pro Nacht schläft, bekommt eher einen Herzinfarkt.
  • Sogar Leute mit einer genetischen Veranlagung können mit der richtigen Menge Schlaf ihr Herzinfarkt-Risiko senken.
  • Für die Studie haben Forschende die Krankenakten von 461 000 Britinnen und Briten zwischen 40 und 69 Jahren analysiert.

Zu wenig Schlaf ist ungesund. Das ist bekannt. Aber auch Leute, die zu viel schlafen, setzen sich einem Gesundheitsrisiko aus. Forschende des Massachusetts Institute of Technology haben herausgefunden, dass nicht nur Leute eher einen Herzinfarkt haben, die weniger als sechs Stunden schlafen, sondern auch solche, die mehr als neun Stunden pro Nacht schlafen.

Eine Studie, die diese Woche im Journal of the American College of Cardiology publiziert wurde, hat die Gesundheitsdaten von 461 000 Britinnen und Briten zwischen 40 und 69 Jahren, die noch nie einen Herzinfarkt hatten, analysiert. Die Probanden und Probandinnen, deren Krankenakten und Gen-Informationen in der UK Biobank hinterlegt sind, gaben an, wie viele Stunden sie pro Nacht schlafen. Dann verglichen die Forschenden diese Angaben während sieben Jahren mit dem weiteren Verlauf der Krankenakten.

UK Biobank

Etwa 500 000 Bewohnerinnen und Bewohner des Vereinigten Königreichs zwischen 40 und 69 Jahren machen freiwillig bei der UK Biobank, einer medizinischen Datenbank, mit. Sie wurden einer medizinischen Untersuchung unterzogen, in der Ärztinnen und Ärzte Gewicht, Blut- und Urinproben, BMI und weitere Daten aufnahmen. Auch ein Gentest wurde durchgeführt. Ausserdem füllten die Probanden einen Fragebogen zu Lebensstil, Ernährung und Krankengeschichte aus. Das Biobank-Projekt begann 2006 und soll insgesamt dreissig Jahre dauern. In dieser Zeit werden die Teilnehmenden beobachtet und alle Gesundheitsakten, Krankheiten und Todesfälle in die Datenbank aufgenommen. Seit 2012 können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Zugriff zu den Daten beantragen.

Die Studie ergab: Die Teilnehmenden, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schliefen, hatten eine 20 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu bekommen als jene, die genug Schlaf hatten. Doch zu viel Schlaf ist sogar noch schädlicher: Wer mehr als neun Stunden schlief, hatte ein 34 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Und: je extremer das Schlafverhalten, also je stärker man von der empfohlenen Schlafdauer abweicht, desto höher ist auch das Risiko.

Einige Probandinnen und Probanden hatten eine genetische Veranlagung, die sie anfälliger für Herzinfarkte macht. Aber selbst diese Leute konnten das Herzinfarkt-Risiko um 18 Prozent senken, indem sie zwischen sechs und neun Stunden pro Nacht schliefen.

Aber ist die Schlafdauer wirklich der Grund für Herzinfarkte? Den Kausalzusammenhang zu ziehen ist gewagt, schliesslich beeinflussen viele Faktoren sowohl die Gesundheit des Herzens als auch die Schlafqualität. Dazu gehören beispielsweise körperliche Aktivität, die Ernährung, Stress, ob man raucht oder nicht, aber auch die psychische Gesundheit oder der soziale Status. Die Autorinnen und Autoren der Studie rechneten 30 solcher Faktoren aber ein. Sie kamen zum Resultat, dass die Anzahl Stunden Schlaf auch dann das Herzinfarkt-Risiko beeinflusst. Wie aber die Schlafdauer die Gesundheit des Herzens beeinträchtigt, hat die Studie nicht erforscht. Andere Studien geben Hinweise, wonach Schlafmangel oder -überfluss auf die Knochenmark-Entwicklung oder auch die Blutgefässe einwirken könnte.

Bereits untersucht wurde aber, wie der Schlaf andere Bereiche der Gesundheit prägt. Vielfältige Leiden können mit zu wenig Schlaf in Verbindung gebracht werden, darunter Diabetes, hoher Blutdruck oder Übergewicht. Zu viel Schlaf hingegen kann zusätzlich mit Schlaganfall oder Herzproblemen einhergehen, wie eine Überblicksstudie jüngst ergab.

Das US-Amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) hat Schlafmangel dieses Jahr denn auch zur nationalen Epidemie erklärt. Herr und Frau Schweizer schlafen laut einer Studie durchschnittlich etwa 7.9 Stunden pro Nacht. Damit sind wir knapp über dem internationalen Durchschnitt.

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