Das musst du wissen

  • In Indien droht die Bio-Baumwolle von gentechnisch veränderten Arten verdrängt zu werden.
  • Ein Schweizer Projekt mit einem Züchtungsprogramm, bei dem die Bauern involviert sind, soll Gegensteuer geben.
  • Das Ziel ist es, traditionelle Baumwollarten zu finden, die sich für den biologischen Anbau eignen.

Kleinbauern von Biobaumwolle in Indien haben ein Problem: Es wird immer schwieriger, an gentechnisch unverändertes Saatgut zu kommen. Weltweit stammt achtzig Prozent der Baumwolle aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO), in Indien sind es gar 95 Prozent.

Was man auf dem Markt noch findet, sind ältere Sorten – doch bei denen ist noch nicht bekannt, inwiefern sie sich für den biologischen Landbau eignen. Eine solche Sorte zu kaufen, ist also für die Biobauern mit einem grossen Risiko verbunden. Wenn es nicht funktioniert, droht der finanzielle Ruin.

«Obwohl die Nachfrage nach Kleidung aus Bio-Baumwolle steigt, wird es für die Bauern immer schwieriger, diese herzustellen», sagt Monika Messmer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Die Organisation mit Sitz im Aargau möchte dem Problem mit einem Züchtungsprogramm entgegenwirken.

Ziel ist es, herauszufinden, welche traditionellen Sorten sich für den biologischen Anbau eignen. Das Spezielle daran: Die Bauern werden bei den Versuchen miteinbezogen. «Seit 2013 wurden fünfzig verschiedene Sorten getestet, die vielversprechendsten wurden auf dem Feld geprüft», sagt Messmer. «Jeder beteiligte Landwirt erhielt fünf bis sieben Sorten, die er ernten und beurteilen musste». Mittlerweile sind noch rund zwanzig Sorten im Rennen.

Drei Personen beim Baumwolle sammelnMonika Messmer, FiBL

Ziel des Projekts ist es, dass Kleinbauern wieder besseren Zugang zu Bio-Baumwolle haben und nicht Abhängig von Grosskonzernen sind.

Seit 2017 beteiligt sich auch die Textilindustrie mit fünfzig Prozent an den Kosten des Projekts «Seeding the Green Future». «Das Problem betrifft die ganze Textilkette», sagt Messmer. Denn das Bio-Saatgut kann beim Kontakt mit gentechnisch veränderten Sorten verunreinigt werden. Daraus entstehende Kleider können nicht mehr als Bio verkauft werden. «Heute tragen die Landwirte das alleinige Risiko dafür. Doch die Industrie übernimmt mehr und mehr die Verantwortung, weil solche Vorgänge auch ein schlechtes Licht auf sie werfen.»

Der Vorteil der älteren Baumwollsorten in Indien ist, dass sie weniger Wasser brauchen und nicht so anfällig auf Schädlinge sind. Dafür kann diese Baumwolle bei der Faserqualität noch nicht ganz mit der Amerikanischen Baumwolle mithalten, die vor rund zwanzig Jahren mit Hilfe der Gentechnik gegen Schädlinge gewappnet wurde.

Vor zehn Jahren kam 80 Prozent der weltweit hergestellten Bio-Baumwolle aus Indien – jetzt ist es noch gut die Hälfte. Ob das Projekt «Seeding the Green Future» diese Entwicklung stoppen kann, wird sich zeigen. «Das entscheidet der Markt», sagt Monika Messmer. «Unser wichtigstes Ziel ist es aber, dass die Bauernfamilien ihr eigenes, qualitativ hochwertiges Bio-Saatgut züchten und vermehren können und so unabhängig von Saatgutfirmen und Krediten werden.»

Ausstellung «Bio & Fair vom Samen zum T-Shirt»

Vom 10. August – 29. September führt das FiBL im Botanischen Garten in Zürich eine Baumwoll-Ausstellung durch. Sie zeigt die Diversität der verschiedenen Arten, den Weg der Verarbeitung aber auch den Fussabdruck der Baumwolle auf und wie unser Kaufverhalten zu einer nachhaltigeren Welt beitragen kann.

Mehr Infos gibt es hier.

Diesen Beitrag haben wir ursprünglich für nau.ch geschrieben.
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