Grün Stadt Zürich – zuständig für die Grünräume in der Stadt Zürich – erfasst seit 2008 das Vorkommen von Tiergruppen wie Schmetterlingen oder Reptilien. Mitarbeitende zählen jährlich in einem anderen Zehntel des Stadtgebietes die vorkommenden Arten, sodass sie nach zehn Jahren wieder beim gleichen Gebiet angekommen sind. Verglichen wurden die Zahlen das erste Mal 2018.
Damals wurden im entsprechenden Gebiet doppelt so viele Arten wie 2008 gefunden, neu aufgetreten ist unter anderem der Kleine Schillerfalter. 2019 stellte Grün Stadt Zürich den gleichen positiven Trend fest: Die Anzahl der Arten war von 90 auf 98 gestiegen. Dazu gehören beispielsweise die Vogelart Neuntöter und die Heuschrecke namens Punktierte Zartschrecke, deren Bestand bedeutend gewachsen ist.
Ökologische Projekte für die Stadt
In Städten wird seit Jahrzehnten gebaut, Wohnraum verdichtet und dadurch Natur zerstört. In Zürich jedoch hat sich Grün Stadt Zürich zum Ziel gesetzt, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Sie schaffen unter anderem neue Grünräume in der Stadt, erhalten bereits vorhandene oder arbeiten sie neu auf. In den vergangenen zehn Jahren hat Grün Stadt Zürich zahlreiche dieser Projekte realisiert, so beispielsweise den Pfingstweidpark oder den Pocketpark in Oerlikon.
Wichtig für die Artenvielfalt sind auch sogenannte Vernetzungskorridore zwischen einzelnen Grünflächen. Letztere sind in einer Stadt durch viele befahrene, steinige und damit «unbelebte» Strassen voneinander abgeschnitten. Lange Betonkorridore ohne Nahrung oder Schutz sind Todesfallen für viele Tiere. Vernetzungskorridore können Grünstreifen sein oder Wildtierübergänge über stark befahrenen Strassen.
Limmat und Sihl bilden das Herzstück
«Wie Vernetzung funktioniert, kann man beispielsweise an der Ausbreitung der Mauereidechse schön zeigen», erklärt Marc Werlen, Kommunikationsleiter bei Grün Stadt Zürich. «In den 1980er-Jahren beschränkte sich deren Vorkommen auf das Bahnareal Zürich. Heute findet man sie bis auf den Hönggerberg.» Das Herzstück des ökologischen Vernetzungssystems bilden grosse Gewässer wie Limmat oder Sihl. Doch nicht für jedes Tier in der Stadt Zürich sieht es so rosig aus wie für die Punktierte Zartschrecke: den Schmetterling Mauerfuchs gibt es beispielsweise nicht mehr.
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Das kann an diversen Faktoren liegen, wie am Wetter oder der Futterlage des spezifischen Jahres. «Es kann aber auch sein, dass sich ein Tier bei einer Kartierung nicht zeigte», erzählt Werlen. «Bei der Kartierung am Uetliberg 2018 zum Beispiel konnte keine Blindschleiche registriert werden. Wenige Tage nach der Medienmitteilung hat uns ein Mitarbeiter des Departements von seinem Freizeitausflug am Uetliberg ein Foto einer prächtigen Blindschleiche zugemailt.»
Spezialfall Stadt
In Zürich haben sich in den letzten Jahren also auch neue Arten ansiedeln können. Dies hängt vor allem mit den unterschiedlichen Klimabedingungen in der Stadt zusammen: Im Inneren der Stadt herrscht ein trockeneres und wärmeres Klima als auf dem Land. Grund dafür ist weniger der Klimawandel, sondern mehr die zunehmende Versiegelung und Versteinerung der Stadt.
So konnten sich ursprünglich mediterrane Arten wie der Alpensegler in Städten ansiedeln. Auch wenn die langsam wachsende Artenvielfalt in Zürich erfreulich ist, ist sie im Verhältnis zum sechsten Artensterben, in welchem wir uns bereits befinden, wohl nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.