Laut langjähriger Statistik treten auf der Welt 1600 Gewitter gleichzeitig auf. So fällt auf 0,3 Prozent der Erdoberfläche permanent Wasser vom Himmel. Gewitter beeindrucken durch wolkenbruchartige Schauer, denen sich im Sommer manchmal lokal Hagelkörner beimischen. Das geschieht in den Alpen und Voralpen oft aus heiterem Himmel. Innerhalb von 10 bis 15 Minuten entstehen Gewitter, was sich durch eine rasche Veränderung des Luftdrucks und der Temperatur ankündigt. Oft sind die Vorboten eines Gewitters starke Winde, besonders im Sommer. Denn heftige Gewitter treten wesentlich häufiger im Sommer auf. Das liegt an der aufsteigenden feuchtwarmen Luftmasse, die sich im Sommer besonders häufig bildet. Dies führt in der höheren, kälteren Troposphäre zu Wolken. Damit es aber dann auch zu einem Gewitter kommt, ist ein Faktor entscheidend: eine ausreichende Temperaturabnahme in Höhe.

Forscher der Universität Karlsruhe haben nachgewiesen, dass sich im langjährigen Durchschnitt die Heftigkeit der Gewitter erhöht. So hat Meteo Schweiz am 5. Juli für die Westschweiz die Gefahrenstufe 3 herausgegeben, weil teils heftige Gewitter erwartet wurden. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte Luft – deshalb sind Sommergewitter viel intensiver. Zudem kann die feuchtwarme Luftmasse im Sommer manchmal bis zwölf Kilometer hochsteigen, was zu hochreichenden mächtigen Gewitterwolken führt. Grundsätzlich begünstigen warme Luftmassen die Entstehung starker Gewitter. Da sich die Atmosphäre zunehmend erwärmt, kann sie potenziell auch mehr Wasser speichern. In der Schweiz haben die Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius stark zugenommen. In Luzern wurden zum Beispiel bis Anfang der 1980er-Jahre maximal zehn Hitzetage pro Jahr registriert. In den vergangenen 15 Jahren haben sie deutlich zugenommen – vereinzelt auf bis zu mehr als 25 Hitzetage.

Zunahme von schweren Gewittern

Für die Wissenschaft steht fest, dass die Anzahl der Tage mit starkem Niederschlag gestiegen ist, wobei nicht die Niederschlagsmenge zugenommen hat, sondern die Intensität. So schreibt Meteo Schweiz: «Signifikante Veränderungen der Niederschlagsmengen seit 1864 sind in der Schweiz nur über dem Mittelland anzutreffen. Die Veränderung ist auf eine Zunahme im Winter zurückzuführen. Im Gebiet um den Bodensee sind zusätzlich die Frühlings-Niederschläge angestiegen. Für alle anderen Regionen der Schweiz und in den übrigen Jahreszeiten sind keine signifikanten Niederschlagsänderungen feststellbar.» Die Rückversicherungsgesellschaft Munich Re konstatiert eine Zunahme von schweren Gewittern in mehreren Regionen Europas. Die stärkste Aktivität sei in Norditalien in der Po-Ebene direkt südlich der Alpen zu verzeichnen.

Hoch ist die Aktivität auch unmittelbar nördlich der Alpen in einem gebogenen Korridor, der von der Nordhälfte der Schweiz über Süddeutschland in Gebiete Österreichs reicht. Weitere Schwerpunktregionen liegen am Fuss der Pyrenäen sowie im Südosten Spaniens. Als wichtigster Treiber für diese Zunahmen sieht die Munich Re einen ansteigenden Feuchtegehalt der unteren Atmosphäre – eine unumgängliche physikalische Konsequenz der langfristigen Erwärmung. «Über wärmeren Meeresoberflächen verdunstet mehr Wasser, und die Atmosphäre kann im wasserdampfgesättigten Milieu pro Grad Celsius Temperaturzunahme eine um circa sieben Prozent grössere Wasserdampfmenge aufweisen», schreibt der Rückversicherer.

Dieser Beitrag erschien erstmals im doppelpunkt.
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