Die rund 150 Meter hohe Fellbach-Wasserfall-Kaskade im Walliser Dorf Saas-Balen ist nicht nur eindrücklich, sondern auch gefährlich. Seit 1741 sind zahlreiche Lawinen, Murgänge und Überschwemmungen dokumentiert, welche dem Dorf Schaden zugefügt haben. Im Modellversuch wird der Fellbach nun an der HSR untersucht, um wirksame Schutzmassnahmen planen zu können.
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Das Modell in einem Labor der HSR ist imposant: Rund fünf Meter hoch ragt es empor. Im Massstab 1:50 bildet das in Handarbeit errichtete Modell 240 Höhenmeter des Fellbachs nach. In diesen 240 Metern sind drei Kaskaden mit einem Höhenunterschied von 70, 25 und 55 Metern enthalten. Ebenso sind eine Zubringerstrasse in eine abgelegene Siedlung inklusive Brücke und der oberste Teil des Dorfes Saas-Balen im Modellperimeter ersichtlich.

5 Meter hohes Modell des FellbachsHSR

Das 5 Meter hohe Modell des Fellbachs hilft bei Berechnungen, wie das Siedlungsgebiet Saas-Balen beispielsweise vor Schlammlawinen geschützt werden kann.

Das IBU Institut für Bau und Umwelt will mit dem grossen Modell untersuchen, wie Murgänge und Schlammlawinen im Zaum gehalten werden können. Denn das Siedlungsgebiet von Saas-Balen reicht bis nahe an den Fuss des untersten Wasserfalls. Der Fellbach fliesst anschliessend durch das Siedlungsgebiet, in welchem sich mehrere Häuser in unmittelbarer Nähe der Bachschale befinden. Letztmals kam es 1970 zu einem grossen Murgangereignis. Eine Gedenktafel erinnert an Verstorbene, weggeschwemmte Häuser und gravierende Kulturschäden von 1741 bis heute. Auf der aktuellen Gefahrenkarte sind grosse Teile des Siedlungsgebiets als erheblich gefährdet gekennzeichnet.

Beste Schutzmassnahmen finden

Die Kapazität der Fellbachschale im Siedlungsbereich reicht nicht aus, um die Murgangmassen im Fall eines grösseren Ereignisses abzuleiten. Deshalb planen
Gemeinde und Kanton bauliche Massnahmen, um das Siedlungsgebiet vor grossen Wasser- und Murgangereignissen zu schützen.

Im Labor untersucht Projektleiterin Andrea-Kristin Bachmann deshalb, wie sich der Fellbach bei verschieden grossen Schlammlawinen und Murgängen verhält. Aufgrund dieser Daten können Schutzmassnahmen abgeklärt und auf ihre Schutzwirkung hin untersucht werden. «Unterhalb des Grüebugletschers im Einzugsgebiet des Fellbachs gibt es mehrere Gletscherseen und sehr viel Geschiebematerial. Das Wasser aus den Gletscherseen, zusammen mit Niederschlägen und den enormen Geschiebemengen, zeigt eine grosse Dynamik und birgt bei einem Ereignis eine entsprechend grosse Gefahr», erklärt Bachmann. Wenn die Geschiebemobilisierung durch starke Regenfälle oder einen Gletscherseeausbruch erfolgt, können sich im Fellbach in kürzester
Zeit grosse Murgänge ereignen. «Indem wir unterschiedlich zusammengesetzte Murgänge im Labor nachbilden, können wir Schutzbauwerke testen und Empfehlungen für die Gemeinde erarbeiten», sagt Bachmann.

Die Daten für den Modellbau wurden unter anderem mit Drohnen und GPS direkt vor Ort aufgenommen, im Computer in Pläne verwandelt und schliesslich im Labor möglichst exakt nachgebaut. Dieser hohe Detailgrad erlaubt Versuche, bei welchen vorhergesagt werden kann, wie sich der Fellbach bei verschiedenen Murgangzusammensetzungen verhält.

Dieser Beitrag stammt von der Hochschule für Technik Rapperswil. Er erschien erstmals im HSR-Magazin.
Kontakt zur Projektverantwortlichen: Andrea-Kristin Bachmann, IBU Institut für Bau und Umwelt.
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Hochschule Rapperswil HSR

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