Ursprünglich stammen unsere heutigen Hauskatzen von afrikanischen Wildkatzen ab, die in Afrika und im Nahen Osten heimisch sind. So viel zeigte vor einigen Jahren ein Genvergleich zwischen Hauskatzen und verschiedenen lebenden Wildkatzenarten. Aber wann wandelte sich die Wildkatze zum zahmen Stubentiger und wie gelangte sie nach Europa und in den Rest der Welt?
Diese Frage will die Evolutionsgenetikerin Eva-Maria Geigl von der Universität Paris-Diderot beantworten. Dazu hat sie Überreste von mehr als 200 Katzen untersucht, die 300 bis 15’000 Jahre alt waren. Diese stammen von archäologischen Funden wie Knochenresten oder Mumien aus Europa, Asien und Afrika. Geigl und ihr Team verglichen DNA-Proben miteinander und konnten so rekonstruieren, wie sich die Hauskatzen ausgebreitet haben.
Ihren Anfang nahm die Domestizierung demnach vor etwa 10’000 Jahren im Gebiet der heutigen Länder Irak, Syrien und Libanon, als sich Menschen dort zum ersten Mal als Bauern niederliessen. «Die Höfe mit ihren Getreidevorräten zogen Mäuse und Ratten an und diese wiederum Wildkatzen», sagt Geigl. Inwiefern die Katzen damals schon zahm waren, weiss man nicht. «Am Anfang war es wohl eine Art Zweckgemeinschaft», so Geigl. Die Katzen fanden reichlich Beute, und die Menschen waren froh um die Jäger, welche die lästigen Nager in Schach hielten. Im Schlepptau der Bauern eroberten die Katzen so zuerst den östlichen Mittelmeerraum.
Rattenjäger auf Schiffen
Eine zweite Ausbreitungswelle gab es dann offenbar erst einige Tausend Jahre später. Wohl vor etwa 6000 Jahren begannen die Ägypter, sie als Haustiere zu halten. Bald danach tauchten Katzen mit verwandter DNA auch in Bulgarien, der Türkei und Teilen Afrikas auf. «Vermutlich haben Seefahrer die Tiere auf Handelsschiffen mitgenommen, wo sie auch als nützliche Rattenjäger dienten», sagt Geigl. Auf dem Seeweg kamen die Samtpfoten schlussendlich auch nach Nord- und Mitteleuropa, unter anderem auf Wikingerschiffen. Das belegen Katzenüberreste aus einem etwa 1000 Jahre alten Wikingerdorf in Norddeutschland.
Weil sie so anpassungsfähig sind, verbreiteten sich die Büsis überall auf der ganzen Welt – heute leben sie sogar als ungezähmte Streuner in indischen Grossstädten oder als Aasfresser auf unwirtlichen Inseln nahe der Antarktis.