Gut 200 Expertinnen und Experten haben letzte Woche in Zürich über die Zukunft des unverzichtbaren Nährstoffs, Phosphor, diskutiert. Denn ohne Phosphor funktioniert keine Zelle, keine Pflanze, kein Tier. Weltweit geht aber viel Phosphor verloren durch ineffiziente Nutzung und weil Abfälle und Abwasser nicht rezykliert werden. Unkontrolliert überdüngt der Mineralstoff dann Flüsse und Seen, vielerorts in einem Ausmass, das zur Bedrohung für Arten und Ökosysteme geworden ist. Ausserdem gelangt mit dem Phosphor-Handelsdünger oft unerwünscht auch schädliches Cadmium in die Böden.
Abfall- und Agrarwirtschaft müssen enger zusammenarbeiten
Der gemeinsam von der ETH Zürich, der EPF Lausanne und dem Wasserforschungsinstitut Eawag organisierte Workshop hat gezeigt, dass die Möglichkeiten der Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, Gülle und Kehricht noch besser mit den Bedürfnissen der Landwirtschaft abgestimmt werden müssen. Die Schweiz, die zurzeit den grössten Teil ihres Phosphorbedarfs importiert, verfügt über gute Voraussetzungen, zur Vorreiterin zu werden: Die Phosphor-Rückgewinnung ist bereits gesetzlich vorgeschrieben und muss bis 2026 umgesetzt werden. Forschende haben die Praxistauglichkeit verschiedener Verfahren aufgezeigt. Damit die Frist eingehalten werden kann, muss nun aber die interdisziplinäre Zusammenarbeit, vor allem zwischen den Abfall- und den Agrarfachleuten intensiviert werden. Aus dem Recycling muss ein Phosphorprodukt hervorgehen, das für Nutzpflanzen optimal verfügbar ist. Sonst findet es in der Landwirtschaft keine Akzeptanz. Zudem müssen Geschäftsmodelle entwickelt werden, welche den Kreislauf lohnend machen.
Ständige Optimierung nötig
An der Zürcher Konferenz wurde erstmals auch diskutiert, wo der schonende Umgang mit Phosphor an Grenzen stösst. So hat in den USA zum Beispiel ein grossflächiger Verzicht auf das Umpflügen von Böden zwar die Bodenerosion reduziert, an einigen Orten aber zur Anreicherung von Phosphor in den obersten Bodenschichten geführt. So besteht aber die Gefahr, dass der Nährstoff durch Regen einfach in das nächste Gewässer ausgewaschen wird, wo er zur schädlichen Überdüngung führt. Der Erfolg sämtlicher Massnahmen und Verfahren müsse daher laufend überprüft werden, sagt Eawag Forscher Christian Stamm. Und wo nötig müssten Anpassungen gemacht werden damit nicht die Lösung des einen Problems bereits das nächste Problem hervorrufe.