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Vor gut einer Woche trat der ehemalige «Mr. Corona» Daniel Koch im Zürcher Grossmünster auf. Im Anschluss an das Gespräch bedrängten ihn Corona-Skeptiker, einige beschimpften ihn. Koch versuchte faktisch zu antworten, blieb gelassen wie gewohnt. Dabei, so stelle ich mir vor, ist er innerlich am Verzweifeln. Zum Beispiel, wenn ihm jemand vorhält, es gebe in der Schweiz keine Übersterblichkeit wegen Corona. Längst wurde gezeigt, dass dies nicht stimmt – und im Tessin starben Anfang April dreimal so viele Menschen als gewöhnlich.

Aber das wollten die Fragenden gar nicht wissen, oder wussten es, denn sie haben sich ja offenbar «alternativ» zum Thema informiert.

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Dann wurde Daniel Koch das Buch eines pensionierten deutschen Mikrobiologen vors Gesicht gehalten, als ob man einem Ketzer mit der Bibel drohte. Koch blieb bloss zu sagen: «Es wäre schön, wenn es so wäre.» Denn die faktischen Fehler und Verdrehungen in diesem Buch sind längst recherchiert und dokumentiert. Aber auch das wollen die Skeptiker nicht hören. Und wenn Daniel Koch dann davonläuft, heisst es, er verweigere den Dialog.

Ähnlich ist es mir ergangen, als ich im Tele Züri zur Diskussion mit einem Exponenten der Corona-Rebellen antrat. Er bringt wortgewaltige Argumente, die nachweislich faktisch falsch sind. Ich korrigiere. Er geht darauf aber nicht ein und bringt stattdessen die nächste attraktiv klingende, aber wieder falsche Behauptung. Da frage ich mich, wer denn jetzt den Dialog verweigere.

Ich erhalte in letzter Zeit immer mehr Mails und Kommentare, in denen mir neben Dialogverweigerung auch vorgeworfen wird, ich diffamierte Corona-Skeptiker, ignorierte ihre Argumente. Genau das Gegenteil ist der Fall: Ich versuche mich ernsthaft mit ihnen auseinanderzusetzen.

Aber das ist oft gar nicht so einfach. Viele Zuschriften sind lang, manchmal sehr lang, oft verstehe ich nicht wirklich, was die Leute aussagen wollen. Viele Zuschriften enthalten Fragen, Behauptungen oder Vorwürfe, die schlicht falsch und auf unzähligen Kanälen längst richtiggestellt und widerlegt sind.

Meine Antworten verpuffen oft im Nichts. Oder die Schreibenden wechseln das Thema und feuern das nächste vorfabrizierte und an vielen anderen Stellen schon gelesene Argument. Halt einfach endloses Ausweichen oder «Whataboutism», wie er in Pseudo-Dialogen üblich ist.

Was soll ich da tun? Wenn ich nicht antworte, bin ich es, der den Dialog verweigert. Wenn ich antworte, wird es endlos und fruchtet nicht.

Darum habe ich mir auch schon einmal erlaubt, einer Schreiberin in meiner Antwort vorauszusagen, dass mir bewusst sei, dass sie als nächstes das Thema wechseln werde. Nicht einmal diese Meta-Kommunikation hat sie davon abgehalten, es dann prompt zu tun.

Also, darum die wirklich ernst gemeinte Frage, liebe Corona-Skeptiker und -Rebellinnen: Wie genau stellt ihr euch den Dialog vor?

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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