Das musst du wissen

  • Bisher hatten Landwirte keine optimale Methode, den Reifegrad von Weichobst wie Mangos oder Beeren zu bestimmen.
  • Forschende aus Japan haben eine kontaktlose Methode entwickelt, die anzeigt, wie weich oder hart eine Frucht ist.
  • Sie nutzen dafür seismische Wellen, die sich auf der Oberfläche der Frucht ausbreiten.
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Stell dir vor, du greifst nach einem sonnengeküssten Pfirsich, schliesst genüsslich die Augen, führst die Frucht zum Mund, beisst hinein – und schmeckst Gärgeschmack. Der Pfirsich ist überreif, viel zu weich, kaum geniessbar. Die Mango, die noch im Obstkorb liegt, ist allerdings auch keine Alternative. Sie ist steinhart.

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Eine optimal gereifte Frucht im Supermarkt zu finden, ist eine Herausforderung. Denn für Landwirte ist es schwierig, den perfekten Erntezeitpunkt für Weichobst zu bestimmen. Bisher nutzen sie dafür Anhaltspunkte wie die Grösse der Frucht, ihre Form und Farbe sowie das Aroma vor der Ernte. Zudem gibt es mechanische Methoden für die Reifebestimmung. Dabei schwingt zum Beispiel ein Pendel gegen die Oberfläche. Es löst eine Schwingung in der Frucht aus, die mit optischen Messmethoden analysiert werden kann und die Rückschlüsse auf den Reifegrad zulässt. Das Problem: Weiches Obst kann durch solche Methoden beschädigt werden.

Nun bietet die Wissenschaft endlich eine neue Möglichkeit für den perfekten Obstgenuss. Forschende des Shibaura Institute of Technology (SIT) in Japan haben eine Methode gefunden, um die Festigkeit von Weichobst wie zum Beispiel Mangos zu bestimmen, ohne das Obst dabei zu berühren. Ihre Ergebnisse stellten die Forschenden im Journal Foods vor.

Science-Check ✓

Studie: Soft Mango Firmness Assessment Based on Rayleigh Waves Generated by a Laser-Induced Plasma Shock Wave TechniqueKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Stichprobe umfasst nur 20 Mangos und ist damit klein. Die Forschung muss durch weitere Resultate bestätigt werden. Da nur Mangos untersucht wurden, lassen sich die Ergebnisse nicht eins zu eins auf andere Weichobstsorten übertragen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Mit einem Laser erzeugten die Forschenden sogenanntes Plasma. Das ist ein gasähnlicher Zustand, genauer gesagt ein ionisiertes Gas, bei dem die Moleküle in Ionen und Elektronen zerfallen sind. Neben festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen gilt Plasma als vierter Aggregatzustand. Ein hochintensiver Laserstrahl kann in normaler Luft eine Plasmablase erzeugen, die sich schnell ausdehnt und dabei eine Schockwelle bildet. Diese Schockwelle trifft auf die Mango und erzeugt dabei Rayleigh-Wellen. Rayleigh-Wellen gehören zu den seismischen Wellen, auch Erdbebenwellen genannt. Sie breiten sich auf Oberflächen aus, in diesem Fall auf der Mango.

Je länger die Mangos schon lagerten und desto weicher sie also waren, desto langsamer breiteten sich die Wellen aus. So konnten die Forschenden den Reifegrad der Früchte bestimmen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen massen die Wissenschaftler mit einem Laser-Doppler-Vibrometer. Das ist eine optische Messmethode, mit der Schwingungen registriert werden. Eine ähnliche Methode wird bereits eingesetzt, um den Reifegrad von festem Obst wie zum Beispiel Äpfeln zu bestimmen. Dafür werden allerdings Schwingungen analysiert, die bei weichen Früchten nur begrenzt auftreten.

Mit Hilfe der Rayleigh-Wellen könnte es endlich möglich werden, dass auch weiche Früchte zum perfekten Zeitpunkt und ganz ohne Beschädigungen in den Supermarkt kommen. Das einzige Problem: Die prüfenden Finger der Kundinnen und Kunden. Auf der Suche nach der perfekten Frucht tasten viele das Obst im Supermarktregal von allen Seiten ab – und hinterlassen die Druckstellen ihrer Finger.

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