Das musst du wissen

  • Das Nördliche Breitmaulnashorn ist fast ausgestorben. Es gibt nur noch zwei Tiere und beide sind Weibchen.
  • Keine der Nashorn-Kühe kann ein Junges austragen. Nun sollen In-Vitro-Fertilisation und eine Leihmutter die Art retten.
  • Jetzt haben sie den Kühen erstmals intakte Eizellen entnommen und damit eine Hürde überwunden.

Sie sind die letzten ihrer Art – und vielleicht retten sie deren Überleben: Die Nördlichen Breitmaulnashörner Najin und Fatu. Forschern ist es nun erstmals gelungen, den beiden Weibchen fruchtbare Eizellen zu entnehmen, wie die Forscher in einer Medienmitteilung schreiben. Damit wollen sie das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben retten.

Najin und ihre Tochter Fatu kamen in einem tschechischen Zoo zur Welt und wurden 2009 zusammen mit zwei Nördlichen Breitmaulnashorn-Bullen nach Kenia in das Reservat Ol Pejeta transportiert. Dort sollten sie sich in ihrer natürlichen Umgebung fortpflanzen können.

Aber obwohl es Paarungsversuche gab, wurde keine der beiden Nashorn-Kühen schwanger. Die Männchen sind mittlerweile gestorben.

Tests haben gezeigt, weshalb Najin und Fatu nicht schwanger wurden: Fatu hat eine Verletzung am Uterus und Najin hat zu schwache Hinterbeine, um sie bei der Paarung oder während der Schwangerschaft zu stützen. Deshalb können die beiden Weibchen keine Jungen austragen.

Aus diesen Gründen ist das Überleben der Spezies jetzt von künstlichen Befruchtungsmethoden abhängig. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin, der tschechische Dvůr Králové Zoo, das Ol Pejeta Reservat in Kenia und weitere Institutionen haben deshalb das Projekt «BioRescue» lanciert, mit dem Ziel, die Nashörner zu retten. Unterstützt wird das Projekt vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Fatu hat die Vorbehandlung erhalten und wird sanft auf eine weiche Sandbettung geführt.Ami Vitale

Fatu hat die Vorbehandlung erhalten und wird sanft auf eine weiche Sandbettung geführt.

Die Wissenschaftler versuchen, eine In-vitro-Fertilisation durchzuführen, also eine Befruchtung im Reagenzglas anstatt im Mutterleib. Dafür haben sie von beiden Nashornkühen je fünf Eizellen entnommen. Das ist bei dieser Spezies einzigartig: die Instrumente mussten extra dafür entwickelt werden. Die Forschenden versetzten die Nashörner in eine Vollnarkose und entnahmen ihnen mit Hilfe von Ultraschallbildern die intakten Eizellen. «Der Eingriff ist das Resultat jahrelanger Forschung, Entwicklung, Anpassung und Übung. Sowohl die Methode als auch das dafür nötige Equipment musste von Grund auf neu entwickelt werden», erklärt Professor Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung.

Susanne Holtze (links), Thomas Hildebrandt (mitte, beide vom Leibniz-Institut) und Cesare Galli suchen nach Eizellen.Ami Vitale

Susanne Holtze (links), Thomas Hildebrandt (mitte) und Cesare Galli suchen nach Eizellen.

Die Wissenschaftler werden die Eizellen nun mit eingefrorenen Spermien von bereits verstorbenen Nördlichen Breitmaulnashorn-Männchen befruchten. Anschliessend wird sich herausstellen, ob sich aus den Eiern ein Embryo bildet. Diesen werden die Experten dann in die Gebärmutter einer Südlichen Breitmaulnashorn-Kuh versetzen. Das ist eine nah verwandte Subspezies, die nicht vom Aussterben bedroht ist. Die Leihmutter soll das Fohlen dann zur Welt bringen.

Mit der erfolgreichen Extraktion der Eizellen ist bereits ein Meilenstein erreicht. Das bedeutet aber noch keineswegs das Überleben der Spezies. Das Reservat Ol Pejeta in Kenia, wo Najin und Fatu leben, räumt ein, dass die Spermien von schlechter Qualität seien. Für das gewählte Verfahren sollten sie aber ausreichen. Ausserdem wissen die Wissenschaftler selbst nicht, ob man den Embryo problemlos in eine Nashorn-Kuh einer anderen Subspezies implantieren kann.

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