Das musst du wissen

  • Was wir berühren, geben wir nicht mehr so schnell her. Wie gross ein Gegenstand ist, spielt hier eine grosse Rolle.
  • Für unser Smartphone heisst das: Liegt es gut in der Hand, kaufen wir weniger schnell eine neues.
  • Diese Erkenntnis könnte nützlich sein für einen nachhaltigeren Umgang mit Produkten, meinen die Forschenden.

Stell dir vor, du bist auf Shoppingtour und schlenderst gedankenverloren durch die Stadt. Plötzlich drückt dir ein Fremder im Vorbeigehen eine Rose in die Hand. Ganz ehrlich, wer würde die Blume nicht behalten wollen? Der Blumenverkäufer hat einen uralten psychologischen Trick angewendet: Was wir einmal in den Händen halten, möchten wir nicht mehr so schnell wieder hergeben. Zum sogenannten Endowment-Effekt gibt es mittlerweile zahlreiche Studien. So ist etwa seit Längerem bekannt, dass wir ein stärkeres Besitzgefühl zu einem Produkt entwickeln, wenn wir es bar statt mit Karte bezahlen. Denn während die Karte immer in unserem Besitz bleibt, empfinden wir beim Hergeben von Münz und Nötli einen Verlust.

Wie sich die Objektgrösse auf unser Besitzgefühl auswirkt, haben jüngst Forschende der Wirtschaftsuniversität Wien untersucht. Sie fanden heraus, dass Menschen vor allem jene Produkte behalten wollen, die gut in der Hand liegen und sich somit bequemer bedienen lassen. Je ergonomischer der Gegenstand, umso stärker ist auch das Gefühl von Kontrolle und Besitz.

Handyhöhe geteilt durch Daumenlänge

Grundlage zu diesen Schlüssen lieferten sechs Labor- beziehungsweise Feldstudien. Berücksichtigt wurden dafür ausschliesslich Gegenstände, die die Probanden als Ganzes in den Händen halten konnten. Eines der Experimente wurde mit Smartphones durchgeführt.

An 211 Probanden testeten die Forschenden, wie stark sie die Kontrolle über ihr eigenes Mobiltelefon wahrnehmen, wie zufrieden sie mit dem Gerät sind und wie oft sie es wechseln – kurz – wie stark sich die Handygrösse auf den Besitzwillen der Testpersonen auswirkte. Dazu wurde zum einen das Daumen-Smartphone-Verhältnis berechnet, also die Handylänge durch die Daumenlänge der Probanden geteilt. Zudem wurden die Probanden gefragt, ob sie dasselbe Modell wieder kaufen würden. Ausserdem mussten sie berichterstatten, wenn sie das Gerät wechselten.

Herauskam, dass das Besitzgefühl der Handynutzer dann besonders ausgeprägt war, wenn das Grössenverhältnis zwischen Daumenlänge und Bildschirmgrösse ergonomisch passend war und der Daumen für die Bedienung nicht unbequem gekrümmt oder gestreckt werden musste. Am besten in der Hand lag das Mobilgerät, wenn es etwas mehr als doppelt so lang war wie der Daumen seines Benutzers. Je besser also das Handy in der Hand lag, umso eher wollte es der Proband besitzen und war auch weniger dazu bereit, es durch ein neueres Modell zu ersetzen. Entsprechend länger war ein Gerät im Gebrauch. Laut den Forschenden kann gerade diese Erkenntnis einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit Gegenständen leisten.

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