Das musst du wissen
- Das Ugphone «droht» Jugendlichen, wenn sie sich nicht um die Umweltverträglichkeit ihres Smartphones kümmern.
- Das können sie tun, indem sie öffentlich ein Versprechen abgeben, ihr Handy drei Jahre lang zu nutzen.
- Die Kampagne will nicht moralisieren, sondern Jugendliche über ein Produkt erreichen, sagt Urs Müller von der ZHAW.
Smartphones haben normalerweise ein kurzes Leben, besonders dann, wenn sie Schweizer Jugendlichen gehören. Das will die Ugphone-Kampagne ändern. Das erfundene Ugphone, mit Kurbel zum Strom machen und extrakleinem Display, ist widerstandsfähig und langlebig und damit umweltfreundlich, aber es ist auch unglaublich hässlich. Die Idee dahinter: Die jungen Smartphone-Nutzer sollen ein Versprechen abgeben, ihre Geräte drei statt der häufig üblichen zwei Jahre zu nutzen – sonst «droht» ihnen das Ugphone. Bisher haben über 200 Menschen ein solches Versprechen abgegeben.
Urs Müller
Urs Müller forscht am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW. Er beschäftigt sich unter anderem zu Nachhaltigkeitskommunikation und Campaigning.
Herr Müller, warum haben Sie diese Kampagne lanciert?
Wir haben ausgerechnet, dass sich die Umweltbelastung der gesamten Handynutzung um einen Viertel reduziert, wenn Jugendliche es drei statt den üblichen zwei Jahren benutzen. Sie könnten also mit einer kleinen Änderung in ihrem Verhalten viel bewirken.
Bei den meisten Anbietern bekommt man aber nach zwei Jahren, wenn man seinen Vertrag verlängert, ein neues Gerät gratis oder stark vergünstigt. Wie soll Ihre Kampagne gegen einen so starken Anreiz ankommen?
Ja, das ist tatsächlich eines der Hauptprobleme. Wir haben auch ursprünglich zusammen mit der Swisscom versucht, hier anzusetzen und den wirtschaftlichen Anreiz zu schwächen. Zum Beispiel hatten wir die Idee, ein Öko-Abo zu lancieren, bei welchem die Jugendlichen eine günstigere Abo-Gebühr erhalten, wenn sie auf ein neues Smartphone verzichten. Im Rahmen unseres von der Stiftung Mercator Schweiz finanzierten Projektes sollte es aber nicht darum gehen, Marketing-Lösungen für private Unternehmen wie die Swisscom zu schaffen. Private Unternehmen sollen solche Angebote selber entwickeln, da sie sich durchaus auszahlen werden.
Wie entstand die Idee zum Ugphone?
Wir hatten verschiedene Ideen und haben getestet, was bei den Jungen ankommt. Eine Idee war ein Repair-Bus, der mit Fachleuten bei den Schulen vorbeikommt, die dann zum Beispiel den Bildschirm von Handys reparieren. Bei den Jugendlichen kam die Idee aber gar nicht gut an. Denn sie meinten, dass ein solcher Bus sicher nicht genau dann an ihrer Schule ist, wenn ihr Handy gerade kaputt ist.
Und die Idee mit dem Ugphone fanden die Jugendlichen besser?
Ja, das fanden sie witzig. Denn wir haben das Ugphone lanciert mit allem, was zu einem modernen Product Launch gehört: Wir haben ein fiktives Crowdfunding inszeniert und das Produkt sogar von Influencern in den sozialen Medien präsentieren lassen. Es war uns wichtig, die jungen Leute auf diese humorvolle Art zu erreichen und nicht die Moralkeule zu schwingen.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Kampagne ist ein Pilotprojekt. Wenn es erfolgreich ist – was wir zum Beispiel durch Nachbefragungen von Jugendlichen, die ein Versprechen abgegeben haben, testen – dann könnten wir uns vorstellen, dass das grösser aufgezogen und von weiteren Partnern unterstützt wird.