Das musst du wissen

  • Philip Morris International soll Hauptsponsor des House of Switzerland an der Expo 2020 in Dubai werden.
  • Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das Engagement kritisiert und sich eingeschaltet.
  • Der Bundesrat will die Partnerschaft noch einmal prüfen. Gesundheitswissenschaftler drängen nun auf deren Ende.

Schweizer Gesundheitswissenschaftler nehmen in der Affäre um das Sponsoring von Philip Morris an der Expo 2020 kein Blatt vor den Mund. So bezeichnen sie den Entscheid, den Tabakriesen als Hauptsponsor des Schweizer Pavillons zuzulassen, als «peinlichen PMI-Schulterschluss». Und dies öffentlich. Doch der Reihe nach.

Der Tabakkonzern ist auf der Webseite des House of Switzerland als Hauptsponsor aufgetaucht – zusammen mit dem Liftbauer Schindler. Schweizer Medien hatten die Partnerschaft publik gemacht. Phillip Morris will 1,8 Millionen Franken sponsern.

Mittlerweile hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschaltet. Denn seit 2011 besteht zwischen der WHO und dem Expo-Veranstalter, dem Bureau International des Expositions eine Vereinbarung, die das Sponsoring der Weltausstellungen durch Tabakfirmen untersagt. Gespräche zwischen der WHO, dem Veranstalter und der Schweiz sind im Gang. Das eidgenössische Departement des Äusseren (EDA) wies die Vorwürfe zurück: Die nationalen Pavillions seien frei in ihrer Wahl der Sponsoringpartner. Aussenminister Cassis, der als ehemaliger Präventivmediziner schlecht dasteht, hat angekündigt, den Entscheid nochmals überprüfen zu wollen.

Nun hat die Swiss School of Public Health einen öffentlichen Brief an Cassis verschickt. Dies ist die Schweizer Institution für öffentliche Gesundheit, getragen wird sie von mehreren Schweizer Universitäten. Darin kritisieren Gesundheitswissenschaftler das Sponsoring scharf. Die Vereinbarung sei skandalös und schade sowohl der globalen Gesundheit als auch dem Image der Schweiz. Unter Medizinern habe sich seit langem der Kodex durchgesetzt, von der Tabakindustrie jegliche Gelder abzulehnen, da dies den ethischen Grundprinzipien der Gesundheitswissenschaft widerspreche. «Diese Industrie hat die Öffentlichkeit jahrzehntelang hintergangen, Lügen verbreitet zu den Auswirkungen des Rauchens und Passivrauchens, und mit grossen Investitionen die Bevölkerung glauben gemacht, dass sich die Wissenschaft zu diesen Fragen uneinig sei», schreiben die Wissenschaftler.

Die Plattform des Schweizer Pavillons werde der Konzern nun dazu nutzen, rauchfreie Produkte zu vermarkten. Deren Langzeitwirkung sei aber noch nicht erforscht.

Die Schweiz sei eines der wenigen Länder, welches die Tabakkonvention der WHO nicht ratifiziert habe, was von der Tabakindustrie ausgenützt werde. Es könne nicht sein, dass die Schweiz mit Hilfe von Steuergeldern die Expo zum Anlass nehme, ihre «Rückständigkeit in der Tabakgesetzgebung zu feiern».

Die Wissenschaftler begrüssen die Absicht des Bundesrats, das Sponsoring zu überdenken. Es müsse alles getan werden, um diesen Skandal zu verhindern.

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