Die Backsteinwand ist knapp zweieinhalb Meter hoch und drei Meter breit. Zwei Wochen zuvor hat ein Maurer sie sorgfältig aufgebaut. Heute zerstört ein Forschungsteam der Hochschule Luzern sie genau so sorgfältig: Ein Betonriegel oben an der Mauer wird mithilfe einer imposanten Metallvorrichtung ganz leicht seitwärts verschoben; Druck und Bewegung erzeugen eine Belastung, die der eines Erdbebens entspricht. Der Computer registriert die Intensität jeder Bewegung. Ein dumpfes Geräusch ist zu hören, dann herrscht wieder Stille, als wäre nichts gewesen. So sieht es auch aus, mindestens auf den ersten Blick.

Das Material wird so lange kontrolliert belastet, bis es bricht.
Detektivarbeit am Mauerwerk
Hartwig Stempfle, Leiter des Kompetenzzentrums Konstruktiver Ingenieurbau, und sein Team wollen es jedoch genau wissen. Von oben bis unten untersuchen sie die Mauer, im hellen Licht ihrer Taschenlampen entdecken sie auch kleinste Risse im Mauerwerk. Sie markieren sie und halten das Ergebnis fotografisch fest, bevor das Zerstörungswerk in die nächste und übernächste Runde geht, mit immer stärkerer Intensität, so lange, bis die Mauer schliesslich zerstört ist. Wir befinden uns am Prüfstand des Departements Technik & Architektur der Hochschule Luzern. Mitarbeitende testen hier unterschiedlichstes Mauerwerk auf seine Resistenz gegenüber Erschütterung und Belastung.

Eine Bauingenieurin der Hochschule Luzern überprüft die Mauer nach jedem Durchgang genauestens, um auch kleinste Risse zu entdecken.
Resultate zugänglich machen
Am Kompetenzzentrum wird jedoch nicht nur getestet – die Mitarbeitenden entwickeln gemeinsam mit Industriepartnern auch neue Möglichkeiten, Baumaterial zu verwenden. «Letztlich soll die Arbeit am Prüfstand den Ingenieurinnen und Ingenieuren zugutekommen, denn sie müssen sicherstellen, dass ein geplantes Gebäude tatsächlich den Herausforderungen eines Erdbebens standhalten kann», sagt Hartwig Stempfle. So geht es auch darum, die Resultate der Messungen an bestimmten Mauerwerken zugänglich zu machen. Dies kann zum Beispiel geschehen, indem die Algorithmen in eine kommerzielle Software eingespeist werden.
Hochschule Luzern HSLU
