Benedikt Meyers Zeitreise
Columban war ein irischer Mönch, der im Jahr 591 mit zwölf Begleitern von seiner Heimat aufbrach, um auf dem Kontinent die Heiden zu bekehren. In Frankreich gründete er mehrere Klöster, dann geriet er mit den örtlichen Bischöfen in einen Streit um den Ostertermin. Um den unbequemen Mönch loszuwerden, schickte der Frankenkönig Columban ins Gebiet der Alemannen. Diese lebten seit der Völkerwanderung im relativ dünn besiedelten Gebiet Süddeutschlands und der heutigen Deutschschweiz. Die Missionierung sollte sie enger an die Franken binden.
Über Rhein, Aare und Limmat gelangten Columban und seine Gefährten an den Zürichsee, den sie mit Booten überquerten. So gelangten sie ans obere Ende des damals noch etwas längeren Sees, ins Grenzgebiet zwischen Alemannien und Churrätien. Die Gegend hiess damals «Marcha Tuccunie», wobei der erste Teil des Wortes, March (Grenze) heute noch im Schwyzer Bezirk March und der Zweite im Namen des Örtchens Tuggen erhalten ist. Genau dort sollen die Mönche gemäss Überlieferung mit der Bekehrung der Alemannen begonnen haben. Allerdings: Besonders feinfühlig gingen sie dabei nicht vor. Um zu beweisen, dass die germanischen Götter machtlos geworden seien, entwendete Columbans Schüler Gallus die Opfergaben aus dem heidnischen Tempel und warf sie in den See.
Wenig überraschend brachte dies die Lokalbevölkerung gegen die Missionare auf. Sie beschlossen, Gallus zu ermorden und Columban fortzujagen. Columban verfluchte die Tuggener daraufhin: Das Übel, das sie für die Mönche planten, solle auf sie selbst zurückfallen! Dann entschied er sich, Tuggen Tuggen sein zu lassen und es woanders nochmals von Neuem zu versuchen. Die Iren zogen nach Norden und fanden zuerst in Bregenz und danach in Arbon neue Orte für ihre Mission. Gallus wiederum trennte sich von seinem Lehrer und liess sich in der Einöde zwischen Arbon und dem heutigen Appenzellerland als Einsiedler nieder. Auf seinem Grab wurde ein Kloster gegründet, aus dem die Stadt St. Gallen hervorging.
Die Tuggener haben Columbans Fluch offensichtlich überstanden, und auch zum Christentum fanden sie am Ende noch. Rund ein Jahrhundert nach dem missglückten Besuch der irischen Mönche bauten die Tuggener ihre erste Kirche.