Das musst du wissen

  • Asteroidenmaterial, das erst spät in der Entstehungsgeschichte zur Erde kam, muss trocken gewesen sein.
  • Das deutet darauf hin, dass das Wasser der Erde seit ihrer Entstehung vorhanden war.
  • Zudem legen die neuen Erkenntnisse nahe, dass auf der Oberfläche der Venus Wasserozeane existierten.

Ist der Überfluss an Wasser auf der Erde etwas Besonderes? Die Erforschung anderer Gesteinsplaneten und ihr entdeckter Mangel an Oberflächenwasser deuten darauf hin, dass dies tatsächlich der Fall ist.
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Damit bleibt die Frage nach seinem Ursprung. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Wasser wurde von eisigen oder wasserreichen Asteroiden auf die Erde gebracht, nachdem der gigantische Einschlag, aus dem der Mond hervorging und die Erde auf 99 Prozent ihrer heutigen Grösse angewachsen war. Oder: Wasser war bereits in den Bausteinen der Erde enthalten.

Wegen der Bedeutung des Wassers für Leben, ist die Frage nach dem Ursprung des Wassers auf der Erde wichtig. Eine grosse Herausforderung bei der Untersuchung dieser Frage ist, dass die Erde alle Spuren ihrer Entstehung verloren hat, da sie ein aktiver Planet ist.

Ein Team von numerischen Modellierern und Geochemikern unter der Leitung von Cédric Gillmann von der Université Libre de Bruxelles (zuvor an der ETH Zürich) beschloss, weit über die Erde hinaus – bis zur Venus – zu blicken, um den Ursprung des terrestrischen Wassers zu untersuchen.

Obwohl die Erde und die Venus als Zwillingsschwestern betrachtet werden können, gingen ihre jeweiligen geologischen und klimatischen Entwicklungen in der Vergangenheit dramatisch auseinander. Dies führte dazu, dass die heutige 92-bar-Atmosphäre der Venus durch ein infernalisches Gewächshaus auf bis zu 740 K (466 ° C) aufgeheizt wurde. Ein krasser Gegensatz zu den milden Bedingungen und nur 1 bar Druck an der Erdoberfläche.

Allerdings sind die vulkanische Aktivität und die Ausgasung der Venus im Vergleich zur Erde reduziert, da auf ihr keine Plattentektonik auftritt. Stattdessen impliziert ihre stagnierte Oberfläche und der damit verbundene Konvektionsmodus nur eine sehr geringe Rückführung flüchtiger Materie in den Erdmantel. Trotz der extremen Bedingungen ist die Entwicklung der Venusatmosphäre als solche viel leichter zu verstehen und über geologische Zeiträume hinweg zu modellieren. Darüber hinaus sollten die Erde und die Venus aufgrund ihrer Nähe im Laufe ihrer Geschichte die gleiche Art von Material erhalten haben. All diese Aspekte zusammen machen die Venus zu einem perfekten Ort, um die primitive Entwicklung der terrestrischen Planeten zu studieren.

C. Gillmann

Mechanismen, die den Wassergehalt der Venusatmosphäre während der langfristigen Entwicklung des Planeten beeinflussen.

Gillmann und sein Team simulierten numerisch die Einschläge verschiedener Arten von Asteroiden mit unterschiedlichen Wassermengen. Das Team entdeckte, dass wasserreiche Asteroiden, die mit der Venus kollidieren und ihr Wasser als Dampf freisetzen, die Zusammensetzung der Venusatmosphäre, wie wir sie heute messen, nicht erklären können.

Das bedeutet, dass das Asteroidenmaterial, das erst spät in der Entstehungsgeschichte zur Venus und damit zur Erde kam, trocken gewesen sein muss. Das deutet darauf hin, dass das Wasser, das wir heute auf der Erde bestaunen, seit ihrer Entstehung vorhanden war. Wahrscheinlich tief in der Erde, damit es den gigantischen Einschlag überleben konnte.

Diese Resultate haben Auswirkungen auf die Bewohnbarkeit der frühen Erde, der Venus und des Mars. Sie deuten darauf hin, dass sich die Planeten wahrscheinlich mit ihrem fast vollen Wasserhaushalt gebildet haben und diesen mit der Zeit langsam verloren haben. Zudem legen die neuen Erkenntnisse nahe, dass auf der Oberfläche der Venus Wasserozeane existierten.

higgs präsentiert in dieser Sommerserie zum Weltall Inhalte, die im Rahmen des Forschungsschwerpunkts PlanetS entstanden sind. Diese sind erstmals auf der Webseite des National Centre of Competence in Research PlanetS publiziert worden. Der Forschungsschwerpunkt PlanetS wurde im Juni 2014 vom Schweizerischen Nationalfonds lanciert. Daran beteiligt sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universitäten Bern, Genf und Zürich, sowie der ETH Zürich und der EPF Lausanne.
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