Benedikt Meyer


Benedikt Meyer ist Historiker und Autor. Mit «Im Flug» hat er die erste wissenschaftliche Geschichte der Schweizer Luftfahrt geschrieben, mit «Nach Ohio» seinen ersten Roman veröffentlicht. Bei higgs erzählt er in der «Zeitreise» jeden Sonntag Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catherine Reponds tragischem Ende und von Henri Dunant bis zu Iris von Roten.

Etwas Grossspurigkeit hat selten geschadet. Berchtold nannte sich Herzog von Zähringen, nach der Stammburg seiner Familie in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Über ein Herzogtum verfügte er aber nicht. Lediglich über einen ererbten Anspruch: einerseits auf das Herzogtum Schwaben, andererseits auf das Herzogtum Burgund. In beiden Gebieten besass Berchtold auch Land, aber insgesamt war er weniger ein Herzog als ein recht ungebundener junger Adliger.

Also schloss er sich Kaiser Barbarossa an und begleitete ihn auf seinem Kriegszug nach Italien. Dort wollte dieser die aufmüpfigen lombardischen Städte bändigen, die zu seinem Reich gehörten, sich aber gegen Barbarossa verbündet hatten. Unterwegs zeichnete sich Berchtold offenbar gleich mehrfach aus: Dank seiner Mutter sprach er fliessend Französisch, er kannte die Alpenpässe der Westschweiz und überdies rettete er dem Kaiser angeblich einmal das Leben.

1156 heiratete Barbarossa Beatrix, die Erbin des Burgunds. Damit ging das Burgund direkt an den Kaiser und Berchtolds Anspruch auf das Herzogtum wurde wertlos. Immerhin kreierte Barbarossa aber den eigens für Berchtold den Titel «Rector Burgundiae», was einer Art Stellvertreter des Kaisers entsprach. Damit begann Berchtold, seine Herrschaft in der heutigen Westschweiz auszubauen. Schon 1157 gründete er auf einem Felsen über der Saane eine Stadt, die er (wenig originell) ebenfalls Freiburg nannte. (Bereits Berchtolds Vater Konrad hatte ein «Freiburg» gegründet, 1120 in der Nähe der Zähringerburg im Breisgau.)

Berchtold gründete damit erstmals seit der Antike auf «Schweizer» Boden an einem zuvor unbesiedelten Ort eine komplett neue Stadt. Diese wurde für ihn zu einem Stützpunkt, der es ihm erlaubte, seine Besitztümer zu erweitern und seinen Einfluss in der Westschweiz durchzusetzen. Aber nicht nur Berchtold, auch die örtlichen Landbesitzer, Klöster, Ritter und Adligen profitierten von der Stadtgründung. Und weil diese ihren Bürgern wichtige Rechte gewährte, siedelten sich an der Saane bald Handwerker und Kaufleute an und sorgten für wirtschaftlichen Aufschwung.

Ein richtiges Herzogtum Zähringen entstand trotzdem nicht. Das war allerdings weniger der Fehler Berchtolds, als der seines Sohnes – und der Walliser.

Digital in die Vergangenheit


Dieser Beitrag erschien erstmals auf dem Blog des Schweizerischen Nationalsmuseums.

Der Blog des Schweizerischen Nationalmuseums publiziert regelmässig Artikel über historische Themen. Diese reichen von den Habsburgern über Auslandschweizer bis hin zu heimischer Popmusik, die es zu Weltruhm gebracht hat. Der Blog beleuchtet viele Facetten der Landesgeschichte in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Mehr dazu gibt es unter: blog.nationalmuseum.ch

Zeitreise

In der «Zeitreise» erzählt der Historiker und Autor Benedikt Meyer Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catillons tragischem Ende und von Henri Dunant bis Iris von Roten. Die Serie erschien erstmals bei Transhelvetica und auf dem Blog des Schweizerischen Nationalmuseums.
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