Schleimaale verdanken ihren Namen der Fähigkeit, Unmengen von Schleim zu produzieren. Diesen brauchen sie zur Abwehr ihrer Feinde: Bei Gefahr stossen sie ein Sekret aus, welches das Wasser um sie herum zu Glibber erstarren lässt (siehe Box). «Dieses Sekret hat einzigartige Eigenschaften», sagt Simon Kuster, Lebensmittelwissenschaftler an der ETH Zürich. So reicht ein Teelöffel davon aus, um 26 Liter Wasser innerhalb einer Sekunde in Gelee zu verwandeln. Verantwortlich für diesen Effekt sind Eiweissfäden, die aufgerollt in Hautdrüsen des Schleimaals eingelagert sind: Sobald sie mit Wasser in Kontakt kommen, entfalten sie sich zu 20 Zentimeter langen Fasern. Zusätzlich enthält der Schleim Stoffe, die die Fasern untereinander verflechten.

«Seine Eigenschaften machen den Schleim interessant für die Herstellung von Materialien und Lebensmitteln», sagt Kuster. So gibt es Firmen, die daraus reissfeste Kleidung oder Seile produzieren wollen. Kuster selbst hat das Schleimaal-Sekret eingesetzt, um in seinem Labor Tofu herzustellen. Im Gegensatz zum konventionellen Verfahren, das eine Stunde dauert und für das 80 Grad heisse Sojamilch benötigt wird, gelingt der Schleimaal-Tofu mit kalter Sojamilch – und zwar innert Sekunden. Doch schmeckt er auch? «Bis jetzt hat sich noch keiner getraut, davon zu kosten», so Kuster. Für die Wissenschaft werde er seinen Ekel aber bald überwinden.

Die grössten Schleimer des Ozeans


Wikimedia Commons

Köpfe von Schleimaalen mit deutlich sichtbaren Tentakeln.

Trotz ihres Namens gehören Schleimaale nicht zu den Aalen, sondern zu den sogenannten Rundmäulern. Sie leben auf dem Meeresgrund in bis zu zweitausend Metern Tiefe. Dort ernähren sie sich von Aas – hauptsächlich von Walen und Fischen, die auf den Grund herabsinken.
Wird ein Schleimaal von einem Hai oder einem anderen gefrässigen Fisch gebissen, hüllt er sich in eine Wolke aus Schleim. Dieser verstopft seinem Feind Maul und Kiemen, worauf dieser vom Schleimaal ablässt und das Weite sucht.

Ein Schleimaal verknotet sich

Seine Waffe: Schleim

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 15. Januar 2016.
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