Das musst du wissen

  • Keine ökologische Pfote: Futter von Haustieren auf Fleischbasis hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt.
  • Forschende haben nun untersucht, ob unsere Haustiere auf pflanzliche Nahrung umstellen können.
  • Eine Studie mit mehr als 4000 Hunde- und Katzenbesitzern besagt: Unsere Lieblinge kommen sehr wohl ohne Fleisch aus.

Herr und Frau Schweizer haben gern Gesellschaft auf vier Pfoten: Landesweit leben aktuell rund 1,7 Millionen Katzen und mehr als 500 000 Hunde, so die neuesten Zahlen des Vereins für Heimtierbedarf (VHN). Was all diese Haustiere täglich verschlingen, hat zwangsläufig Auswirkungen aufs Klima – insbesondere, wenn es sich um Fleisch handelt. Stellt sich die Frage: Können unsere Hauskatzen und -hunde auf Fleisch im Trockenfutter verzichten und gleichzeitig trotzdem genügend Proteine bekommen?

Warum das neu ist. Studien, die Ernährung von Haustieren mit der Umweltkrise verknüpfen, waren bis 2017 in der wissenschaftlichen Welt so gut wie nicht existent. Seit einigen Jahren jedoch werden sie immer häufiger.

  • Eine gemeinsame Forschung der Universität Maastricht in den Niederlanden und der Universität Shandong in China aus dem Jahr 2019 hat den Begriff der «ökologischen Pfote» («paw print», statt «footprint») eingeführt: Also die Messung der Auswirkungen des Tierkonsums auf die Umwelt.
  • Eine 2017 an der Universität von Kalifornien in Los Angeles durchgeführte Studie kam ihrerseits zu dem Schluss, dass 25 bis 30 Prozent der schädlichen Auswirkungen der Tierhaltung auf den Markt für Haustierfutter zurückgehen.

Viele Katzen zur Coronazeit. Büsis waren vor allem während der Pandemie beliebt, um einsamen Menschen im Lockdown Gesellschaft zu leisten. Doch auch wenn Katzen ein weiches Fell haben und einen Blick, bei dem man ins Schwärmen gerät, darf man nicht vergessen: Haustiere schaden der Natur. Vor allem, weil sie Fleisch essen. Viel Fleisch.

«Katzen sind Fleischfresser und benötigen bestimmte essentielle Nährstoffe, die nur in tierischen Zutaten enthalten sind. Hunde sind eher Allesfresser.»

Stefan Emmenegger, Geschäftsführer der Gesellschaft für Heimtiernahrung, meint dazu: «Die Pandemie hat viele Menschen dazu ermutigt, sich ein Haustier anzuschaffen. Es ist jedoch noch nicht abzusehen, ob diese Entwicklung nachhaltig ist.»

Während die Zahl der Katzen in den letzten zehn Jahren gestiegen ist, ist die Zahl der Hunde leicht rückläufig. Stefan Emmenegger geht ins Detail:

«In Bezug auf die Anzahl Tiere pro Einwohner liegt die Schweiz bei den Hunden weit hinter den anderen europäischen Ländern. Bei den Katzen liegen wir etwas darüber. Die Schweiz ist also eher ein ‘Katzenland’. Gründe dafür gibt es viele. Es ist allgemein bekannt, dass Hunde mehr Pflege und Zeit benötigen.»

Ein unterschätztes Thema. Laut Andrew Knight, Tierschutzexperte an der Universität Winchester in England, sollten die Auswirkungen des Futters von Haustieren auf die Ökosysteme vor allem in der Wissenschaft mehr Aufmerksamkeit erregen: «Dieses Thema wurde bis vor kurzem unterbewertet, obwohl die bisherigen Studien darauf hindeuten, dass Futter von Haustieren auf Fleischbasis erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat.»

Und weiter: 

«Wir beginnen endlich, die Folgen dieses Konsums auf die Nutzung von Boden, Wasser, Pestiziden und fossilen Brennstoffen zu ermitteln. Bisher gibt es jedoch noch keine Studien, die bei Haustieren die Vorteile einer teilweisen oder vollständigen Umstellung auf alternative oder pflanzliche Lebensmittel quantifizieren.»

Alternative Proteine. Andrew Knight versucht, diese Lücke zu schliessen. In einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie untersuchte er die Vorteile einer Ernährung mit pflanzlichen Proteinen – inklusive Algen, Pilzen und künstlichem Fleisch aus dem Labor oder mit Insekten. Sein Fazit, das er aus einer Stichprobe von mehr als 4000 Hunde- und Katzenbesitzern zieht? Unsere Tiere können sich auch ohne Fleisch ernähren.

Der Experte erklärt: «Alternative Futtermittel liefern alle Nährstoffe, die für die Gesundheit der Tiere notwendig sind. Darüber hinaus zeigen unsere vorläufigen Berechnungen: Es wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, wenn Tierhalter künftig auf diese fleischlosen Alternativen setzen.»

Vorsicht vor veganer Ernährung. Veganes Essen ist beliebter als Insektenfutter und wird als Alternative zu Fleisch immer beliebter. Doch wie gut schmecken den Vierbeinern diese rein pflanzlichen Mahlzeiten?

«Die Schweiz ist eher ein ‘Katzenland’. Denn Hunde brauchen mehr Zeit und Pflege.»

Veterinärmediziner Qendrim Zebeli, Autor einer Studie über die vegane Ernährung von Hunden und Katzen, die teilweise in der Schweiz erhoben wurde, widerspricht seinem britischen Kollegen. Der Leiter des Institute of animal nutrition and functional plant compounds in Österreich warnt Tierhalter:

«Vegane Ernährung produziert viele Mangelerscheinungen für die Tierphysiologie, insbesondere bei Katzen.»

Stefan Emmenegger fügt hinzu: «Katzen sind Fleischfresser und benötigen bestimmte essentielle Nährstoffe, die nur in tierischen Zutaten enthalten sind. Hunde sind eher Allesfresser und können sich daher leichter an eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung anpassen. Diese Art der Ernährung kann jedoch in Bezug auf viele essentielle Nährstoffe unzureichend sein.»

Kroketten mit Insekten. Eine umweltfreundlichere Ernährung ist jedoch möglich, zum Beispiel durch Insektenfutter, sagt Qendrim Zebeli: «Diese Möglichkeit muss jedoch noch weiter erforscht werden. Insekten vermehren sich in der Regel schnell, verbrauchen weniger Ressourcen und emittieren weniger Schadstoffe.» 

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von unserer Redaktorin Ramona Nock aus dem Französischen übersetzt.

Heidi.news

Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
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