Das musst du wissen

  • Biokrusten stabilisieren den Boden und beeinflussen so den weltweiten Staubkreislauf.
  • Forschende haben nun erstmals abgeschätzt, wie gross dieser Einfluss ist.
  • Demnach wäre die Welt ohne Biokruste um ein Vielfaches staubiger.
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Sie besteht aus miteinander verbundenen Pilzen, Flechten, Moosen, Algen und Bakterien – die sogenannte Biokruste. Etwa zwölf Prozent der weltweiten Landoberfläche ist von einer solchen biologischen Schicht überzogen, in trockenen Gebieten sogar rund dreissig Prozent. Besonders verbreitet sind sie in den Savannen, Steppen und Wüsten im Nahen Osten, in Afrika, in Australien, in Asien und im Mittleren Westen der USA. Bilden können sie sich aber auf der ganzen Welt an Orten, wo Temperatur, Niederschlag und Beschaffenheit des Bodens passen. So unscheinbar die Biokruste ist, sie erfüllt eine wichtige Funktion: Sie hält den Boden zusammen und sorgt dafür, dass der Wind weniger Sand und Staub aufwirbelt. Doch die natürliche Haut könnte langsam verschwinden, mit potenziellen Risiken für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. So das Fazit einer kürzlich im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlichten Studie.

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Studie: Global cycling and climate effects of aeolian dust controlled by biological soil crustsKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie liefert erstmals Schätzungen zur Bedeutung von Biokrusten für den regionalen und weltweiten Staubkreislauf, die jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sind. Weitere Studien müssen folgen, um die Erkenntnisse zu bestätigen und insbesondere auch die Auswirkungen genauer zu beleuchten.Mehr Infos zu dieser Studie...

Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass die Bodenkrusten empfindlich auf Veränderungen von Umweltparametern und auf die Intensivierung der Landnutzung reagieren. Beides bedroht die Bodenorganismen, letzteres weil Menschen, Maschinen und Tiere die Kruste zertrampeln. Daher wollten die Forschenden, unter anderem aus der Schweiz und Deutschland, herausfinden, wie gross der Effekt der Biokruste auf die Staubbildung wirklich ist und wie sich diese in Zukunft entwickelt. Dafür kombinierten sie Messdaten zu Biokrusten mit globalen Modellen zum Klima und zur Landnutzung.

Ihre Berechnungen zeigen, dass Biokrusten die Staubbelastung weltweit um rund sechzig Prozent verringern. Oder anders gesagt: Gäbe es sie nicht, wären etwa 700 Millionen Tonnen mehr Staub in der Luft. Ganz so schlimm dürfte es in Zukunft zwar nicht werden, die Belastung könnte aber dennoch zunehmen. Das zeigen die Zukunftsszenarien der Forschenden: Zwischen 25 und vierzig Prozent der biologischen Haut werden bis 2070 verschwinden. Wind hat dann leichtes Spiel, Sand aufzuwirbeln, womit auch vermehrt Staubpartikel in die Atmosphäre gelangen.

Die Welt könnte also staubiger werden – die Folgen davon wären vielfältig: Zum einen für das Klima, denn Staubpartikel haben einen kühlenden Effekt und dienen als Kondensationskeime, woraus sich Wolken bilden. Sowohl die Temperatur als auch der Niederschlag könnte sich dadurch verändern. Zudem transportiert Staub auch Nährstoffe oder Mikroorganismen – darunter möglicherweise auch Krankheitserreger. Und nicht zuletzt könnte mehr Staub auch zu mehr Atemwegsproblemen führen. Genau beziffern lassen sich all diese Auswirkungen aber noch nicht. Klar ist den Forschenden zufolge aber: Biokrusten sind ein weiteres, bisher kaum beachtetes Mini-Ökosystem, das es nun zu schützen gilt.

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