Es liess sich nicht verhindern. Wir sind mit higgs am Ende. Das macht natürlich traurig, aber wir sind auch stolz. Denn wir haben das Abenteuer gewagt, und wir haben gezeigt, wie ein unabhängiges Wissens-Magazin aussehen könnte. Wir haben viel Lob geerntet und internationale Beachtung. Und wir haben auch etwas bewegt: In einem Medienbericht zum Ende von higgs werden wir als «wichtige Stimme in den Pandemiejahren» bezeichnet.

Tatsächlich war die Corona-Pandemie jene Zeit, in der wir uns am stärksten profilieren konnten. Wir haben der Desinformation die Stirn geboten. Haben in der ersten Well täglich einen gut halbstündigen Podcast produziert – zusammen mit Radio 1. Insgesamt publizierten wir 385 kleinere und grösser Beiträge zu Corona. Und dies war auch das Stichwort, nach dem ihr, unsere treue Leserschaft, am meisten gesucht habt. Im Sommer 2021 besuchten uns pro Monat über 100 000 eindeutig identifizierte User. Das bedeutete gegenüber der Zeit vor der Pandemie eine Verfünffachung. 500 Prozent Wachstum also binnen zweier Jahre. Sensationell. Und dafür danken wir euch ganz herzlich.

Higgs war aber nicht nur Corona. Wir haben viele Themen aus der Wissenschaft in einen grösseren Zusammenhang gestellt – zu Politik, Gesellschaft und den Alltag von uns allen. Zum Beispiel in den Dossiers zu Klima und Desinformation, in denen wir unablässig gegen die Netzwerke der Verschwörungen antraten. Einordnung von Wissenschaft ist heute wichtig denn je: Fakten statt Fake News. Dies prägte Image und Renommee von higgs.

Gestartet sind wir am 11.Januar 2018 mit vielen Ideen und viel Energie und Enthusiasmus. Aber – und das müssen wir rückblickend einsehen – mit zu wenig Geld. Wir haben geglaubt, dass wir uns mit Qualität durchsetzen können. Aber Qualität allein reicht im heutigen Medienmarkt nicht mehr. Wir hätten viel mehr Marketing betreiben müssen, um über den Kreis unserer treuen Fans hinaus bekannter zu werden.

Die Idee, die wir verfolgten, war gut. Die Schweizer Akademien haben letztes Jahr einen Bericht veröffentlicht, in dem sie ein Modell vorschlagen, wie der Wissenschaftsjournalismus in der Schweiz am Leben erhalten werden könnte. Sie empfehlen, eine Stiftung zu gründen, die von den verschiedensten Stakeholdern gefördert wird. Die Stiftung wiederum unterhält ein unabhängiges Online-Magazin. Die wissenschaftlich abgesegneten Empfehlungen der Akademien widerspiegeln eigentlich das, was higgs gemacht hat. Also lagen wir mit unserer Idee nicht falsch, aber waren vielleicht etwas zu früh.

Leider kam nicht genug substanzielle Unterstützung. Mit Ausnahme der Gebert Rüf Stiftung und dem Schweizerische Nationalfonds, die uns für eine beschränkte Zeit grosszügig gefördert haben. Dafür hier ein herzliches Dankeschön. Danke auch an all jene, die uns im kleineren Rahmenunterstützt haben.

Das Aus kam schnell: In nur fünf Monaten ist uns gut ein Drittel des Budgets weggebrochen. Das grosse Publikumsinteresse während der Pandemie hat sich nicht in bezahlte Abos übersetzt. Dann wurde das Mediengesetz in der Volksabstimmung abgelehnt. Über weitere Hintergründe, warum es zum Aus kam, habe ich mich in diversen Medienberichten geäussert.

Medienberichte zum Ende von higgs

Medienwoche vom 14.06.2022

Wissenschaft Kommunikation.de vom 24.06.2022

SRF Medientalk vom 25.06.2022

Viele von euch haben uns aufgemuntert, es doch noch einmal mit einem Crowdfunding zu probieren. Doch das Loch in der Kasse ist zu gross, als dass es mit Crowdfunding zu stopfen gewesen wäre.

Was bleibt, ist natürlich Wehmut. Vor allem aber Stolz. higgs ist stolz darauf, dass wir es gewagt haben, wir sind stolz auf alles, was wir erreicht haben. Und wir sind dankbar dafür, dass wir dieses Abenteuer zusammen haben erleben dürfen – zusammen mit euch, die ihr uns gelesen und unterstützt habt, zusammen aber auch als Team, das alles gegeben hat. 

Ich bedanke mich ganz persönlich für euren Zuspruch, eure Aufmunterungen und eure Spenden. Und ich danke allen tollen Kolleginnen und Kollegen, die higgs möglich gemacht haben. Es befriedigt mich zutiefst, zu sehen, dass higgs auch eine schöne Visitenkarte ist, um danach eine gute Stelle zu finden. So arbeiten ehemalige higgsters heute beim Schweizerischen Nationalfonds, bei der Nachrichtenagentur sda, bei Radio und Fernsehen SRF, bei der Republik und so weiter. 

Ich sage euch danke – und ich sage allen higgsters danke. 

Tschau zäme.

Zum Team Higgs gehörten seit 11.01.2018

Beat Glogger (Chefredaktor)
Santina Russo (Redaktion)
Michael Baumann (Redaktion)
Mario Nowak (Redaktion)
Sandro Bucher (Producing, Social Media)
Claudia Moser (Administration)
Markus Bertschinger (Administration)
Ramon Wagley (Lehrling Mediamatik)
Cornelia Eisenach (Redaktion)
Stephanie Schnydrig (Praktikum, Redaktion)
Eva Kunz (Praktikum, Redaktion)
Judith Hochstrasser (Redaktion)
Silvana Mielke (Multimedia-Produktion)
Nicole Vollenweider (Administration)
Andrea Caretta (Produktionsleitung)
Katrin Schregenberger (Redaktion)
Felicitas Erzinger (Redaktion)
Martina Burger (Praktikum, Redaktion)
Janik Mutter (Praktikum, Redaktion)
Fabio Bauleo (Lehrling Mediamatik)
Christina Andras Pohl (Producing)
Sarah Hoppenstedt (Administration, Marketing)
Elfie Suter (Praktikum, Redaktion)
Giulia Bearth (Praktikum, Redaktion)
Fabienne Pletscher (Marketing)
Alfio Delponte (Programmierung)
Eva Wolfangel (Redaktion)
Jochen Tempelmann (Redaktion)
Ramona Nock (Redaktion)
David Rutschmann (Praktikum, Redaktion)
Meret Bächi (Praktikum, Redaktion)

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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