Die menschliche Stimme trägt wichtige Informationen, mit denen eine bekannte Person fast sofort identifiziert werden kann, ohne dass sie gesehen wird. In einer Studie, die von Forschenden der EPFL sowie der Universitäten Bern und Genf durchgeführt wurde, konnte eine detaillierte Karte derjenigen Hirnbereiche erstellt werden, die aktiv sind, wenn die eigene Stimme identifiziert und von der Stimme anderer unterschieden wird.

Es handelt sich um ein Netzwerk aus verschiedenen Hirnregionen, die besonders in der rechten Gehirnhälfte aktiviert wurden und deren Beteiligung an der Stimmerkennung bereits bekannt war. Bisher wurde aber in keiner Studie untersucht, welche Regionen bei der spezifischen Aufgabe aktiviert sind, die eigene von einer anderen Stimme zu unterscheiden. Ausserdem basierten frühere Studien auf Stimmreizen, die ausschliesslich über den Luftweg übertragen wurden. Der Ton unterscheidet sich in diesem Fall klar von der eigenen Stimme, deren Schall beim Sprechen gleichzeitig von aussen über die Luft und innerlich über die Schädel- und Kieferknochen geleitet wird.

Hilfreich, um akustischverbale Halluzinationen zu verstehen.

An der Untersuchung nahmen 26 Personen teil, die sich fünzig Mal sechs zufällige Stimmbeispiele anhörten, die aus ihrer eigenen Stimme und einer per Software unterschiedlich stark beigemischten Stimme einer fremden Person desselben Geschlechts bestanden. Die Sequenzen wurden per Knochenleitung (kommerziell erhältliches Headset) oder durch die Luft (Laptop- Lautsprecher) übertragen. Eine Vorrichtung zeichnete die neuronale Aktivität beim Abspielen der eigenen Stimme in Echtzeit auf und korrelierte diese mit der Antwortzeit und Genauigkeit. Die Leistung war besser, wenn der Ton per Knochenleitung übertragen wurde.

Die Karte der involvierten Hirnbereiche könnte sich bei der Suche nach dem noch unbekannten Mechanismus von akustischverbalen Halluzinationen als hilfreich erweisen. So wird angenommen, dass dieses Symptom, das unter anderem bei Schizophrenie auftritt, mit der Unfähigkeit zusammenhängt, die eigene Stimme von der Stimme anderer zu unterscheiden.

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