Das musst du wissen

  • Viele Zoos betreiben Zuchtprogramme, mit denen Bestände gefährdeter Tiere erhalten werden sollen.
  • Für gefährdete Tiere zur Fortpflanzung aber einen Partner zu finden, ist – gerade bei seltenen Tieren – oft schwierig.
  • Eine Datenbank für Zootiere erleichtert die Suche, in dem sie unzählige Informationen über Individuen zugänglich macht.

Auch Affen suchen die Liebe im Internet: Das Orang-Utan Weibchen Samboja zum Beispiel entdeckte ihren Partner online. Denn Zoologen des Affenzoos Apenheul in den Niederlanden suchten 2017 ein Gspänli für das Affenweibchen – und taten dies mittels der Datenbank Zoological Information Management System (Zims). Sie analysierten nicht nur medizinische und genetische Daten möglicher Partner, sie zeigten Samboja sogar Bilder der Kandidaten, die dort ebenfalls gespeichert waren. Samboja fand so einen Partner. Nur zehn Monate später wurde Baby Indah in Apenheul geboren. Zims, das «Tinder» für Zootiere, hatte einen Erfolg eingefahren.

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Zuchtprogramme, mit denen Zoos die Bestände gefährdeter Tierarten genetisch überlebensfähig machen wollen, kämpfen mit zahlreichen Problemen. Die genetische Vielfalt für eine Art innerhalb eines Zoos, oder auch innerhalb einer Region, ist oft zu gering. Aufwendige «Match-Making»-Programme, bei denen Tiere über tausende von Kilometern reisen müssen, nur um dann einem Artgenossen zu begegnen, den sie nicht ausstehen können, frustrieren die Zoologen. Da kommt Zims gerade recht, denn mit den Cloud-gespeicherten Informationen können die Experten die Chancen auf gesunden Nachwuchs besser beurteilen, bevor die Tiere einen beschwerlichen Transport antreten müssen. So speichert das Zims derzeit die Daten von mehr als zehn Millionen individueller Tiere, manche in Zoos und manche in freie Wildbahn, die mehr als 22 000 verschiedenen Tierarten angehören.

«Zims dient zu sehr viel mehr als nur zur Partnersuche», betont Marry Ellen Amodeo von Species360. Die 1974 gegründete amerikanische NGO betreut Software und Daten des gewaltigen Projekts, an dem mittlerweile rund 1200 Zoos, Aquarien, Wildreservate und Forschungszentren beteiligt sind. «Über mehr als 40 Jahre hinweg haben Veterinäre, Wildhüter und Techniker Daten zu Zims beigesteuert, zum Beispiel klinische Beobachtungen, diagnostische Test-Resultate, Anästhesie-Aufzeichnungen und mehr», so Amodeo. Die Daten bieten so Aufschluss für die Anwendung von Medikamenten, über genetische Vielfalt, Anfälligkeit für Krankheiten und vieles mehr. Seit Januar 2020 sind auch Daten zu Blut- und Gewebeproben erfasst.

«Millionen solcher individueller Proben sind ein Schlüsselfaktor, der uns in die Lage versetzt, für einzelne Tiere wie auch ganze Arten Sorge zu tragen und diese zu erhalten», sagt Paul Calle vom Species360-Aufsichtsrat. Da die Informationen zu den Proben mit den anderen Daten derselben Tiere in Zims abgeglichen werden können, erlauben diese so Rückschlüsse für Zuchtprogramme oder medizinische Vorsorge.

Die Liste der Erfolge von Zims wird immer länger. So hat die Datenbank zu Zuchtprogrammen beigetragen, die laut den Betreibern sechs Vogelarten und neun Säugetierarten vor dem Aussterben bewahrt haben. «Wir hatten Erfolg mit Zuchtprogrammen in Gefangenschaft mit anschliessender Auswilderung, zum Beispiel beim Kalifornischen Kondor, dem Schwarzfussiltis oder dem Rotwolf», so Amodeo. All diesen Tieren hat das tierische Tinder geholfen, einen Partner zu finden. Und so einen gefährlichen Engpass für die genetische Vielfalt ihrer Art zu überwinden.

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