Sind Katzen Hundehasser? In der Regel ist es ja die Katze, die wegrennt. Oder mögen Hunde keine Katzen? Unbestritten ist, dass der Hund Spass hat, alles zu jagen, was wegläuft.
_____________

📬 Das Neuste und Wichtigste aus der Wissenschaft, jeden Dienstag und Donnerstag per E-Mail:
Abonniere hier unseren Newsletter! ✉️

_____________

Das soll aber nicht bedeuten, dass Hund und Katze keine Freundschaft eingehen können. Im 19. Jahrhundert hatten in Europa Hunde und vor allem Katzen noch ein hartes Leben. Sie streiften auf den Strassen umher und waren ständig auf Futtersuche. Zu jener Zeit waren Hunde und Katzen Konkurrenten bei der Futtersuche und somit natürliche Feinde. Es kam zu Kämpfen um die knappen Futterreste. Allerdings nur zwischen Hunden und Katzen. Denn die Hunde haben die Verhaltensweisen des Wolfs geerbt, die es ihnen ermöglichen, ihre Absicht zu signalisieren und sich zurückzuziehen, wenn sie ihren Gegner für zu furchterregend halten. Katzen, die von Raubtieren abstammen, die kaum das Bedürfnis haben, untereinander zu kommunizieren, verfügen nicht über diese Fähigkeiten. Die Evolution hat nicht dafür gesorgt, dass Hund und Katze miteinander kommunizieren. Während die Katze schnurrt, wenn sie zufrieden ist, ist für den Hund Knurren eine Warnung. Und der Hund fasst das Schwanzpeitschen der nervösen Katze als freudiges Schwanzwedeln auf. Das führt zum Kampf, wenn keine der beiden bereit ist zu fliehen.

pixabay/anialaurman

Hunde und Babys weisen Ähnlichkeiten in ihren Bindungsstilen auf.

Katzen bevorzugen es dabei, ihre scharfen Krallen zu benutzen. Hunde gehen mit ihren Zähnen auf Gegner los. Bellend schüchtert der Hund seinen Gegner ein, während die Katze zischt und spuckt. Hunde wurden vor etwa 15 000 Jahren von Jägern und Sammlern domestiziert. Die Hunde begleiteten den Menschen fortan zur Jagd, bewachten Häuser und wärmten in der Nacht den Menschen. Die Katzen waren hingegen Eindringlinge. Vor etwa 10 000 Jahren näherten sich die Katzen den Menschen, als die Lagerung von Nahrungsmitteln begann, was Mäuse anzog. Die Katzen fanden in den Lagern leichte Beute, das machte sie langsam zu Freunden des Menschen. Die alten Ägypter begannen vor 4000 Jahren, Katzen zu verehren, und richteten ihnen aufwendige Bestattungen aus. Das ägyptische Museum in Turin, das bedeutendste in Europa, verfügt über eine grosse Sammlung von Katzen-Mumien.

Sicherheit durch die Beziehung

Eine Studie der Oregon State University hat das Verhalten von Katzen in ihrer Beziehung zu Menschen untersucht. In der Wissenschaft ist bekannt, dass Hunde und auch Babys drei grundlegende Bindungsstile aufweisen. In der Studie wurden diese Anhänglichkeitsstile an Katzen getestet. Die Forscher fanden heraus, dass etwa 65 Prozent der untersuchten Katzen eine sichere Bindung zu ihrem Menschen zeigten. Möglicherweise kommen deshalb heute auf Erden drei Katzen auf einen Hund. Hunde nehmen offenbar die Menschen anders wahr als Katzen. Sobald sie einen Menschen sehen, ändern Hunde ihr Verhalten. Ein Hund spielt mit einem Menschen anders, als er mit einem Hund spielt. Katzen haben derweil ihr Sozialverhalten nicht angepasst. Sie verhalten sich gegenüber den Menschen gleich wie mit anderen Katzen, indem sie sich zum Beispiel an den Beinen reiben.

Sehr glückliche Katze, die unter dem Kinn gekrault wird.unsplash/Juan Gomez

Ein Grossteil der Katzen baut eine sichere Bindung zu ihrem Menschen auf.

Aber Katzen und Hunde tragen eine Evolutionsgeschichte in sich, die sie auch heute noch nicht ganz abgeschüttelt haben. Hunde jagen immer noch hinter Katzen her. Katzen drehen sich dann plötzlich um und gehen mit ihren Krallen auf einen Hund los. Jedoch hat die Domestikation auch dazu geführt, dass Katzen wie Hunde gelernt haben, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden. Welpen und Kätzchen durchlaufen eine Sozialisierungsphase, in der sie nicht nur lernen, wer ihre Mütter sind und wie sie sich gegenüber anderen Mitgliedern ihrer eigenen Spezies verhalten sollen, sondern auch, dass man sich vor Menschen nicht fürchten muss. Es ist nur der fehlende Kontakt zu Menschen während der prägenden ersten Lebensmonate, der wilde Katzen dazu bringt, vor Menschen Angst zu haben. Während der Sozialisierungsphase gelingt es einfach, dass eine hundefreundliche Katze und ein katzenfreundlicher Hund heranwachsen. Während der sensiblen Zeit (mindestens vier Wochen für Kätzchen und Welpen) reicht es aus, sich einfach in der Nähe der anderen Spezies aufzuhalten. Das genügt für eine Freundschaft oder gar für eine ewige Liebe.

Dieser Beitrag erschien erstmals im doppelpunkt.
Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende