Vor drei Jahren wurde der aus Japan stammende Blatthornkäfer zum ersten Mal an der Tessiner Grenze gesichtet. Nach Europa gelangte der Schädling über die Vereinigten Staaten, wo er teilweise schlimme Schäden anrichtete. 2014 wurde der Japankäfer in Mailand aufgrund von Duftstofffallen nachgewiesen. Nun breitet er sich langsam nordwärts aus. Der Käfer entwickelt sich innerhalb eines Jahres vom Ei zum adulten Tier. Der Engerling frisst vor allem Graswurzeln. Der ausgewachsene Käfer macht sich dann aber über fast alles her. Der Japankäfer frisst vor allem die Blätter von Soja und Mais, aber auch von Rosen, Brombeeren, Reben, Pfirsich- oder Apfelbäumen. Weltweit zählen mehr als 300 Pflanzenarten aus sehr unterschiedlichen Familien zu seinem Menu. Gefressen werden aber nicht nur die Blätter, sondern oft auch Blüten und Früchte. Er ist deshalb eine wahre Plage. Denn der Käfer hat keine natürlichen Feinde.

Grosse Bedrohung für den Wald

Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft stellt der Japankäfer deshalb eine grosse Bedrohung für den Wald, aber auch für Kulturpflanzen dar. Bei Feststellung eines Befalls muss sofort der kantonale Pflanzenschutzdienst informiert werden. Wenn es nämlich dem Japankäfer gelingt, sich in der Schweiz zu etablieren, ist dessen Tilgung nicht mehr aussichtsreich. Um die Befallsituation in der Schweiz zu überwachen, werden Duftstofffallen aufgestellt. Da derzeit in der Schweiz keine Insektizide zur Bekämpfung des Käfers zugelassen sind, laufen bei der Forschungsanstalt Agroscope Versuche mit biologischen Bekämpfungsmethoden. Konkret handelt es sich dabei um entomopathogene Pilze, die bereits zur Bekämpfung von Juni- und Gartenlaubkäfern eingesetzt werden. Somit könnte der Japankäfer auf die gleiche Art und Weise wie der Maikäfer bekämpft werden. Die Wirksamkeit muss jedoch noch in Feldversuchen bestätigt werden. Zudem gilt es auch, geeignete Verfahren zur Ausbringung der Pilzsporen zu entwickeln.

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Bisher hat der Käfer in der Schweiz noch keine grossen Populationen gebildet. Es liegen aber Berichte vor, die auf ein starkes Wachstum in der Grenzregion Schweiz − Italien verweisen. Das macht deutlich, wie wichtig die Mithilfe der Bevölkerung ist, um den Verlauf von Befällen zu identifizieren. Damit die Gartenbesitzer für diese Problematik sensibilisiert werden, wurde im März 2020 eine Sondermarke mit dem Japankäfer herausgegeben. Bei den invasiven Pflanzen wie der kanadischen Goldrute hat sich nämlich gezeigt, dass zu wenig informiert wurde, was zu einer massiven Ausbreitung geführt hat. Die kanadische Goldrute ist heute ein grosses Problem für die Schweizerischen Bundesbahnen, aber auch für die Waldränder.

Agroscope-Forschungsleiter Giselher Grabenweger wurde diesen Frühling mit einem Forschungsprojekt der Europäischen Union für vier Jahre mit 5,5 Millionen Euro betraut. Er wird als Koordinator die Arbeiten an insgesamt 13 Forschungsinstituten zur biologischen Kontrolle des Japankäfers leiten. Dabei kommt es auch zur Zusammenarbeit zwischen mehreren Disziplinen, um möglichst schnell Massnahmen gegen die Invasion der Japankäfer ergreifen zu können.

Dieser Beitrag erschien erstmals im doppelpunkt.
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