Das musst du wissen

  • Der Merkur ist der kleinste Planet in unserem Sonnensystem – er ist nur etwas grösser als der Erdenmond.
  • Er hat den geringsten Abstand zur Sonne: Er ist von ihr nur 58 Millionen Kilometer entfernt.
  • Um ihn besser zu erforschen, ist die europäische Mission BepiColombo zu ihm unterwegs.

Am Montag um 13 Uhr 34 wird sich ein kleiner Punkt vor die Sonne schieben: der Merkur. Von blossem Auge zu sehen ist er kaum – und direkt in die Sonne schauen sollten wir sowieso nicht. Wer aber ein kleines Teleskop und einen Sonnenfilter besitzt, kann den kleinsten Planeten unseres Sonnensystems während rund fünf Stunden beobachten – falls das Wetter mitspielt. Ein Merkurtransit kommt nur etwa alle sieben Jahre vor. Sonst ist er nur schwer zu entdecken, denn er ist der Planet, der am nächsten zur Sonne ist, und diese überstrahlt ihn meistens.

Riesiges Bremsmanöver nötig

Deshalb war der Merkur vor Beginn der modernen Weltraumforschung fast wie ein Phantom. Doch auch heute noch gibt der Planet viele Rätsel auf. Erst zwei unbemannte Nasa-Missionen haben es bis zum Merkur geschafft: Mariner 10 in den 70er-Jahren und die Messenger in den 2010er Jahren. Bis zu ihm zu gelangen, ist schwierig. Einerseits wegen der enormen Schwerkraft der Sonne: Um in die Umlaufbahn des Merkurs zu gelangen, bedarf es eines riesigen Bremsmanövers – sonst flitzt die Mission am Merkur vorbei direkt in die Sonne. Dieses Bremsmanöver, das mehrere Zusatzschlaufen benötigt, braucht viel Zeit und Treibstoff. Trotzdem ist nun wieder eine Mission unterwegs: BepiColombo ist vor einem Jahr gestartet und wird 2025 ankommen.

BepiColombos Reise zum Merkur.

Die Nähe zur Sonne hat noch eine weitere Folge: Am Tag wird es bis zu 430 Grad heiss, in der Nacht hingegen Minus 180 Grad. Doch «ein Tag» ist auf dem Merkur etwas anderes als auf der Erde: ein Tag, also von Mitternacht bis Mitternacht, dauert dort 176 Erdentage. Merkurs Umlaufbahn um die Sonne hingegen ist kürzer als unsere: Nur 88 Tage braucht er dafür. Der Tag ist dort länger als das Jahr.

Der Merkur macht es uns Menschen also schwierig, ihn zu erforschen. Und vor allem gibt er uns Rätsel auf. Rätsel Nummer Eins: Der Merkur ist zu schwer. Während normales Gestein eine Dichte von 3 Gramm pro Kubikzentimeter hat, sind es beim Merkur 5 Gramm. Forschende können sich das nur damit erklären, dass der Merkur einen riesigen Eisenkern haben muss. «Das ist gelinde gesagt merkwürdig», sagt André Galli. Er ist Weltraumphysiker am Physikalischen Institut der Universität Bern, das an der BepiColombo-Mission zum Merkur beteiligt ist. «Andere Gesteinsplaneten wie die Erde oder die Venus haben einen viel kleineren Eisenkern».

Die Theorie besagt, dass alle Planeten aus einer Gas- und Staubscheibe entstanden sind, die sich nach deren Entstehung um die Sonne bildete. Warum sollte ein Planet also eine so unterschiedliche Zusammensetzung haben? Deshalb gehen Forschende nun davon aus, dass der Merkur einst grösser war, aber durch grosse Asteroiden so zerschlagen wurde, dass von der äusseren Gesteinshülle nur wenig übrigblieb. Einschlagkrater wurden bereits entdeckt – weitere Beweise dafür soll die Mission BepiColombo nun suchen. «Wenn der Merkur aber nicht zerbombt wurde, sondern tatsächlich mit einer so hohen Dichte entstanden ist, dann muss die Wissenschaft nochmals über die Bücher», sagt Galli.

Magnetfeld trotz allem

Rätsel Nummer Zwei: Der Merkur hat ein globales Magnetfeld. Als die erste Mission zum Planeten startete, waren sich die Wissenschaftler einig, dass man ein Magnetfeld dort sicher nicht finden würde. Denn der Mond, die Venus und der Mars haben kein Magnetfeld mehr, weil ihr Kern bereits abgekühlt ist. Diese Himmelskörper sind ähnlich gross oder grösser als der Merkur. Doch die Nasa-Mission Mariner 10 zeigte: Der Merkur hat sehr wohl ein globales Magnetfeld. Der Eisenkern des Merkurs muss also zumindest teilweise noch flüssig sein, denn sonst kann man sich dieses Magnetfeld nicht erklären. Weshalb aber kühlt er viel weniger schnell ab?
Wäre der Kern noch flüssig, so wäre vulkanische Aktivität auf dem Merkur möglich. Die Mission BepiColombo sucht deshalb auch nach Anzeichen von Vulkanen auf der Oberfläche.

Die Oberfläche des Merkurs ist aber auch so eine Sache, die irritiert. Rätsel Nummer Drei: Der Merkur ist runzelig. «Man geht davon aus, dass der Merkur irgendwann geschrumpft ist», sagt André Galli. Deshalb sehe er jetzt aus wie ein verschrumpelter Apfel. Dem Mond zum Beispiel ist das nicht passiert. Weshalb Merkur geschrumpft ist, ist eine offene Frage.

Der Merkur bringt uns also an die Grenzen unseres Wissens. Er ist sozusagen der Rebell unter den Planeten.

Diesen Beitrag haben wir ursprünglich für nau.ch geschrieben.
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