Das musst du wissen

  • In einer über zehn Jahre dauernden Forschungsarbeit haben Forschende die Erosion und Hebung der Alpen untersucht.
  • Messungen eines chemischen Elements zeigten, dass die Zentralalpen in tausend Jahren um 80 Zentimeter wachsen.
  • Die Ostalpen hingegen schrumpfen während die Westalpen sich kaum verändern.
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Mehrere hundert Bergsteiger stehen jährlich auf dem Matterhorn. Um den Gipfel zu erreichen, müssen sie zukünftig immer ein klein wenig höher steigen. Denn das Gebirge wächst – wenn auch nur um rund 80 Zentimeter in tausend Jahren. Dies ist das Ergebnis einer langjährigen Forschungsarbeit unter der Leitung der Universität Bern, die in der Fachzeitschrift Earth Science Reviews erschienen ist.

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Studie: Late-Pleistocene catchment-wide denudation patterns across the European AlpsKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie chemische Analyse von Isotopen ist sehr zuverlässig.Mehr Infos zu dieser Studie...

Für ihre Studie sammelten die Wissenschaftler über 350 Sandproben aus Flüssen aus dem ganzen Alpenraum und massen die Konzentration eines ganz bestimmten chemischen Elements namens Beryllium-10. Dieses Isotop bildet sich, wenn kosmische Strahlung auf die Erde gelangt. Daraus konnten die Geologinnen und Geologen das Alter der Sandkörner und anschliessend die Abtragungsrate berechnen: Ist die Konzentration des chemischen Elements hoch, ist die Oberfläche alt und das Korn langsam angetragen worden. Ist sie hingegen niedrig, ist das Korn noch jung und schnell erodiert.

Verglichen die Forschenden ihre Messungen nun mit jenen Daten, um wie viel sich die Alpen aufgrund innerer Kräfte heben, fanden sie Überraschendes: Die Zentralalpen wachsen im Schnitt um 80 Zentimeter in tausend Jahren, jährlich also beinahe um einen Millimeter. Bisher war man aber davon ausgegangen, dass sich Schrumpfen und Wachsen die Waage halten. Über den gesamten Alpenbogen hinweg ist das Bild jedoch nicht einheitlich. So werden die Ostalpen tatsächlich immer kleiner. Gipfelziele wie beispielsweise den höchsten Berg Österreichs, den Grossglockner, sollten ambitionierte Bergsteiger also nicht zu lange aufschieben. Die Westalpen hingegen scheinen im Gleichgewicht zu sein – hier ist also keine Eile geboten.

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