Vor allem für ältere und immunsupprimierte Menschen steht sie alljährlich an: die Grippeimpfung. Gelten sie doch als besonders gefährdet, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden. Da sich das Influenzavirus verändert, muss der Impfstoff jährlich angepasst und neu verabreicht werden. Einen möglichen Ansatz für einen besseren und langanhaltenden Impfschutz für diese ständig wachsende Gruppe hat nun der Internist und Infektiologe Cédric Hirzel vom Inselspital Bern herausgefunden – dafür müsste nämlich eine Immunantwort gegen stabile Strukturen des Virus angeregt werden.

Er sah sich während eines Aufenthalts an der Universität Toronto die Serumproben von 120 Patientinnen und Patienten an, deren Immunsystem wegen einer Organtransplantation unterdrückt war. Je ein Drittel hatte eine Infektion mit Influenzaviren vom Typ H1N1 oder H3N2 überstanden, die dritte Gruppe hatte eine Grippeimpfung erhalten.

«Wir hatten bei immunsupprimierten Patienten nicht so eine breite Immunantwort erwartet.»Cédric Hirzel, Internist und Infektiologe

Normalerweise messen Medizinerinnen nur die Antikörper gegen ein bestimmtes Protein an der Oberfläche des Virus, um zu bestimmen, ob eine Patientin gegen eine Influenzainfektion gefeit ist. Hirzel aber untersuchte, gegen welche anderen Strukturen des Erregers ebenfalls eine Immunreaktion zu beobachten war.

Im Gegensatz zu den geimpften Versuchspersonen hatten die immunsupprimierten Patienten nach einer Infektion mit Influenza gegen viele verschiedene Strukturen des Virus Antikörper gebildet. «Das hat uns überrascht. Wir hatten bei diesen Patienten nicht so eine breite Immunantwort erwartet», sagt Hirzel.

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Vor allem aber fiel dem Infektiologen auf, dass die immunsupprimierten Patientinnen auch Antikörper gegen stabile Virusbestandteile bildeten, die sich also nicht von Jahr zu Jahr verändern. «Wenn wir es schaffen würden, wirksame Impfstoffe auch aus diesen Strukturen zu entwickeln, könnte vielleicht sogar ein langfristiger Schutz möglich sein», so der Infektiologe.

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