Das musst du wissen

  • Der Marderbär, auch Binturong genannt, markiert sein Revier mit Popcorn-Duft.
  • Dieser Duft entsteht wegen dem Geruchsstoff 2-Acetyl-1-pyrrolin, der im Urin des Tieres enthalten ist.
  • Wie der Binturong diesen Stoff aber herstellt, ist noch nicht geklärt.

Manchmal riecht es im südostasiatischen Regenwald wie im Kino. Dann ist ein Marderbär vorbeigekommen. Das ist ein fuchsgrosses, flauschig-zerzaustes Wesen, das Einheimische Binturong nennen. Es gehört zu den Schleichkatzen, läuft aber wie ein Bär und benutzt seinen Schwanz zum klettern wie ein Affe. Und das ist nicht das einzig merkwürdige an dem seltenen Tier.

Zuerst: Die Bedeutung von «Binturong» ist unbekannt. Denn die Sprache, aus der das Wort stammt, ist ausgestorben. Was die Ureinwohner Thailands, Indonesien oder Chinas also über das Tier dachten, wissen wir nicht. Gut möglich aber, dass das Wort «lecker» bedeutet hat. Denn wo ein Binturong ist, da riecht es nach Butter-Popcorn.

Übrigens: Popcorn ist so alt wie die menschliche Zivilisation. Schon Vorinkakulturen schätzten es vor mindestens 3000 Jahren.

Aber zurück zum Marderbär. Der Popcorn-Geruch ist seine Marke. Mit Stinkdrüsen unter seinem Schwanz betupft er sein Revier, um Konkurrenten abzuschrecken und Weibchen anzulocken. Für die Wissenschaft war es lange ein Rätsel, wie der Waldbewohner den Geruch so hinbekommt, dass er täuschend echt nach Popcorn riecht. Seit 2016 ist immerhin klar: Im Urin von Binturongs befindet sich der Schlüsselaromastoff 2-Acetyl-1-Pyrrolin. Dieser ist auch bei Popcorn selber für den Duft verantwortlich: Aus Mais-Inhaltsstoffen entsteht diese chemische Verbindung, wenn Hitze – ab 140 Grad Celsius – zu Reaktionen zwischen Zucker und Aminosäuren führt.

Doch: Wie gelangt der Stoff in den Urin? «Die Herstellung dieses Stoffs braucht Temperaturen, die höher sind, als die meisten Tiere physiologisch produzieren können», sagte Christine Drea, Hauptautorin der Studie von 2016, in einer Mitteilung. «Wie macht dieses Tier den Popcornduft, ohne Popcorn herzustellen?», fragten sich die Forschenden.

Science-Check ✓

Studie: Reproductive endocrine patterns and volatile urinary compounds of Arctictis binturong: discovering why bearcats smell like popcornKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Forschenden haben die Urinproben auf verschiedenste Stoffe untersucht. Diese Untersuchungen sind äusserst zuverlässig. Wie die Stoffe aber entstehen, konnten sie nicht klären. Sie behelfen sich dafür mit Hypothesen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Sie untersuchten die Nahrung des Allesfressers auf Inhaltstoffe, welche den Duft hervorbringen könnten und fanden – nichts. Nun tippen die Forschenden darauf, dass Bakterien im oder am Tier für die Herstellung des Aromastoffs verantwortlich sind. So entsteht zum Beispiel auch unser Schweissgeruch: Bakterien in unseren Achseln formen die Stoffe in unserem Schweiss zu neuen Molekülen um, wodurch er zu riechen beginnt, wie Drea sagt.

Der Marderbär ist also ein merkwürdiger Geselle, der alleine in den Baumkronen Südostasiens lebt und gerne seine Ruhe hat. Die Abholzung macht ihm deshalb zu schaffen. Er gilt als gefährdete Art. Würde er verschwinden, würde dies auch auf das Ökosystem einen grossen Einfluss haben. Denn der Marderbär ist eine von nur zwei Arten, welche die Samen des Feigenbaumes im Magen aufweichen können und sie durch den Kot im Wald verteilen. Das Schicksal des Binturongs bestimmt also auch das Schicksal weiterer Lebewesen im südostasiatischen Regenwald.

Dieser Artikel ist die Antwort auf eine Frage, die higgs derzeit auf den grössten Schweizer Kinoleinwänden stellt: «Welches Tier riecht wie eine Tüte Popcorn?»
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