Das musst du wissen

  • Individuen verschiedener Tierarten zeigen eine ablehnende Reaktion, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
  • Experimente zeigen: Wie kooperativ veranlagt ein Hund ist, spielt für sein Gerechtigkeitsempfinden keine Rolle.
  • Kooperative Hunde sind aber eher bereit, ohne «Bezahlung» zu arbeiten.

Wenn wir grundlos schlechter behandelt werden als unsere Kollegin, reagieren wir selbstverständlich ablehnend oder werden gar wütend. Und wir Menschen sind nicht die einzigen. Vertreter verschiedener Tierarten zeigen die gleiche Reaktion. Verhaltensforscher wollten nun wissen, ob dieser Gerechtigkeitssinn mit der Kooperationsfähigkeit zusammenhängt. Ob also nur Teamplayer etwas auf Gerechtigkeit geben. Ihre Studie ist soeben im Fachmagazin Plos One erschienen.

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Die Hypothese: Wenn ein Zusammenhang zwischen Ungerechtigkeitsaversion und Kooperationsfähigkeit besteht, ist es wahrscheinlicher, dass sich diese beiden Eigenschaften evolutionär gemeinsam entwickelt haben. Sie schützen gegen die Ausbeutung einzelner Mitglieder und fördern so das Zusammenarbeiten innerhalb derselben Art, so die Theorie.

Um das zu testen, arbeiteten die Forschenden mit Hunden, da diese – je nach Rasse – einen unterschiedlichen Grad an Kooperationsverhalten aufweisen. So gibt es einerseits Hunderassen, die eng und unter ständigem Blickkontakt mit dem Menschen zusammenarbeiten, zum Beispiel Herdenhunde. Andererseits gibt es unabhängig arbeitende Hunderassen wie Jagdhunde und Schlittenhunde.

Science-Check ✓

Studie: No evidence for a relationship between breed cooperativeness and inequity aversion in dogsKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsEs handelt sich um eine Studie im kleinen Rahmen mit wenigen Versuchstieren. Dass die Hypothese der Co-Evolution von Kooperationsverhalten und Aversion gegen Ungerechtigkeit nicht bestätigt werden konnte, bedeutet jedoch nicht, dass sie definitiv widerlegt ist. Eine Einschränkung des Experiments stellt der Deckeneffekt dar: Das «Pfote-Geben» wurde auf maximal 30 Wiederholungen beschränkt. Viele kooperative Hunde vollführten die maximale Anzahl Wiederholungen, eine ablehnende Reaktion, die später aufgetreten wäre, blieb somit unbeobachtet. Die Aussagekraft der Studie ist aus diesen Gründen gering.Mehr Infos zu dieser Studie...

Im sogenannten «Pfotenexperiment» ging es um die Wurst: Die Biologen verglichen im gleichen Raum je einen Hund der ersten mit einem Hund der zweiten Gruppe. Die beiden Versuchstiere mussten abwechselnd auf Befehl die Pfote geben. Die maximale Anzahl Wiederholungen dieser Aufgabe wurde auf 30 begrenzt. In der ersten Variante dieses Experiments erhielten beide Hunde als Belohnung ein Stück Wurst.

In der zweiten Variante wurde es allerdings unfair: Nur einen der beiden Hunde belohnten die Versuchsleiter, während der andere leer ausging. Dabei beobachteten sie die Stressreaktionen, die der benachteiligte Hund allenfalls zeigte. Dazu zählte, wenn der Hund sich die Lippen leckte, gähnte, sich kratzte oder streckte.

Zuletzt testeten sie, wie lange ein Hund die Pfote gibt, ohne dafür eine Belohnung zu erhalten – dabei war allerdings kein anderer Hund anwesend. Hier zeigten die kooperativen Tiere eine höhere Bereitschaft, auch ohne Belohnung die Pfote zu heben. Zum Abschluss des Experiments konnten die zuvor angebundenen Tiere nun frei interagieren. Damit prüften die Wissenschaftler, ob die ungleiche Behandlung das Sozialverhalten beeinflusst.

Die Experimente zeigten: Alle Hunde, egal von welcher Rasse, lehnen Ungerechtigkeiten gleichermassen ab. «Insgesamt stützen unsere Ergebnisse nicht die Hypothese, dass sich Ungerechtigkeitsaversion und Kooperation gemeinsam entwickelt haben», so der Erstautor Jim McGetrick von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer Mitteilung. Es eröffneten sich jedoch spannende Ansätze für zukünftige Studien, die den Fokus auf die evolutiven Unterschiede zwischen einzelnen Hunderassen legen könnten. Der Ursprung des Gerechtigkeitssinns bleibt indes weiterhin rätselhaft.

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