Das musst du wissen

  • Die Lavaströme des Cumbre Vieja hinterliessen seit September Schneisen der Zerstörung.
  • Doch das Naturspektakel hat auch schöne Seiten – etwa, wenn es in der Aschewolke blitzt.
  • Wo heiss und kalt aufeinandertreffen, entstehen ausserdem kleine Saugwirbel über den Lavafeldern.
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Für die Bewohner von La Palma dürfte es wohl das grösste Geschenk gewesen sein: Nach dreimonatiger Aktivität wurde der Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja nach einer zehntägigen Ruhepause pünktlich zu Weihnachten für beendet erklärt. Seit Anfang Januar dürfen die ersten Bewohner der gefährdeten Regionen in ihre Häuser zurückkehren. Am 19. September wurde der Vulkan Cumbre Vieja im Süden der Insel nach fünfzig Jahren wieder aktiv. Die Bilanz des Ausbruchs: Lavaströme haben fast 2900 Wohnhäuser und andere Bauten zerstört. Die Lava bedeckte etwa 1200 Hektar Land und begrub Häuser, Bananen-Plantagen und Weingärten unter sich. Mehr als 7000 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Schadenssumme wird auf über 900 Millionen Euro geschätzt.

Trotz dieser bitteren Bilanz ist der Vulkanausbruch für die Insel nichts ungewöhnliches, denn sie ist selbst vulkanischen Ursprungs.

Andreas Walker
Vulkan vom höchsten Punkt auf La Palma – vom „Roque de los Muchachos“ aus – gesehen.
Andreas Walker
Die Lava floss an der Küste ins Meer, wo sie zischend im Ozean versank. Dadurch vergrösserte sich die Insel stetig.
Andreas Walker
Über dem Vulkan erhebt sich eine gigantische Wolke, die von der glühenden Lava beleuchtet wird.
Andreas Walker
Der Vulkan am 18.11.2021 vom Mirador del Time aus gesehen. Über dem Vulkan erhebt sich eine gigantische Wolke, die von der glühenden Lava beleuchtet wird. Darüber scheint der fast volle Mond.
Andreas Walker
Unaufhaltsam wälzt sich der Lavastrom in Richtung Küste. Links im Bild fliesst die Lava dicht an einem Haus vorbei.

Vulkanische Blitze

Die Aktivitäten des Vulkans Cumbre Vieja verliefen in den drei Monaten seiner grossen Aktivität unregelmässig. Auf heftige Eruptionen, die mit einem erheblichen Ausstoss von Lava oder Asche einhergingen, folgten jeweils kleine Unterbrüche. Dabei waren Lavaströme und Aschewolken nur ein Teil des Spektakels: In Phasen mit starkem Ascheauswurf entstanden oberhalb des Vulkans gelegentlich Blitze.

Andreas Walker
In Phasen mit starkem Auswurf von Asche generierte der Vulkan manchmal Blitze, die durch geladene Teilchen der Aschewolke produziert wurden.
Vulkan mit Blitzen in der Aschewolke.
Andreas Walker
In Phasen mit starkem Auswurf von Asche generierte der Vulkan manchmal Blitze, die durch geladene Teilchen der Aschewolke produziert wurden.
Andreas Walker
Der Vulkan spuckte immer wieder gewaltige Lavafontänen aus.
Andreas Walker
Vor einer Kirche in El Paso hatten sich immer wieder viele Menschen versammelt, die die Aktivitäten des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma verfolgten.

Solche vulkanische Gewitter sind verwandt mit den «normalen Gewittern», wie sie bei uns auftreten. Bei einem Sommergewitter werden durch Reibung zwischen Hagelkörnern und Wassertröpfchen Ladungen in der Gewitterwolke erzeugt. Die positiven und negativen Ladungen werden jedoch durch Turbulenzen voneinander getrennt. Schliesslich findet eine Entladung statt, die in Form eines Blitzes sichtbar wird. Die Entstehung der Blitze beim Vulkan Cumbre Vieja wird analog dazu auf die Reibung zwischen winzigen Ascheteilchen und grösseren festen Elementen sowie vorhandenen Wassertröpfchen in der Rauchfahne zurückgeführt. Allerdings bleiben viele Blitze infolge der hohen Trübung in der Aschewolke unsichtbar.

Wirbelwinde über der Lava

Der Vulkanausbruch hat die Elemente erheblich aus dem Konzept gebracht – so auch die lokalen Windsysteme: Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbelwinde formierten, die wie kleine Tornados aussehen. Sie sind jedoch mit den Staubteufeln verwandt: Solche Kleintromben sind kleinräumige, eng begrenzte Luftwirbel, die um die vertikale Achse rotieren. Dabei ist ihre vertikale Höhenerstreckung nur auf die untersten, bodennahen Luftschichten der Atmosphäre beschränkt. Im Unterschied zu Grosstromben, zu denen Tornados zählen, besteht bei Kleintromben kein direkter Zusammenhang mit konvektiver Bewölkung. Während sich Tornados aus der Wolke nach unten entwickeln, bilden sich Kleintromben vom Erdboden nach oben. Meistens passiert dies bei wolkenlosem Himmel. Über der Lava, die sich ins Meer ergoss, bildeten sich grosse Dampfwolken. Darüber entstanden hin und wieder kleine Saugwirbel, die einen Kontakt zu einer darüberliegenden Wolke hatten. Dieses Phänomen ist vergleichbar mit Wasserhosen, die über warmen Seen entstehen.

Andreas Walker
Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbel formierten, die mit den Staubteufel verwandt sind.
Andreas Walker
Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbel formierten, die mit den Staubteufel verwandt sind.
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Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbel formierten, die mit den Staubteufel verwandt sind.
Andreas Walker
Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbel formierten, die mit den Staubteufel verwandt sind.
Andreas Walker
Die Hitze der Lavafelder sorgte für einen starken Auftrieb der darüberliegenden Luftmassen, sodass sich immer wieder Wirbel formierten, die mit den Staubteufel verwandt sind.
Andreas Walker
Der Vulkan stösst eine gigantische Aschewolke aus. Gleichzeitig sind drei Staubteufel über dem Lavafeld sichtbar.
Andreas Walker
Ein Staubteufel über dem Lavafeld leuchtet rot in der Nacht.
Andreas Walker
Über der Lava, die sich ins Meer ergoss, bildeten sich grosse Dampfwolken. Über dieser Region entstanden hin und wieder kleine Saugwirbel, die einen Kontakt zu einer darüberliegenden Quellwolke hatten. Dieses Phänomen ist ähnlich wie bei Wasserhosen, die über warmen Seen entstehen.

Die Vulkanaktivität des Cumbre Vieja begann vor 150 000 Jahren und hält bis heute an. Die Kanarischen Inseln sind allesamt durch Vulkanismus entstanden. Sie liegen geologisch gesehen über einem sogenannten Hotspot. Im Bereich eines Hotspots ist der Erdmantel besonders heiss, da dort Magma aus dem tiefen Erdinneren aufsteigt. Die höheren Temperaturen führen im oberen Erdmantel zu einer grösseren Aufschmelzung. Diese Schmelzen können aufgrund ihrer geringen Dichte bis an die Oberfläche aufsteigen und verursachen an diesen Orten vulkanische Aktivität. Der neueste Vulkanausbruch auf La Palma zeigt uns eindrücklich, wie die Kräfte aus dem Erdinneren unseren Planeten fortwährend umgestalten.

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