Das musst du wissen
- Bei den meisten Säugetieren baumeln die Hoden frei zwischen den Beinen. Nicht so bei einigen afrikanischen Arten.
- Nun haben Biologen entdeckt warum: Den meisten fehlen zwei Gene, ohne die Hoden nicht nach aussen wandern können.
Männliche Fussballer halten in der Freistossmauer schützend die Hand vor dieses Organ. Es ist exponiert wie kein anderes Weichteil: der Hoden. Dass er ausserhalb des Körpers liegt, hat einen Zweck, denn hier ist es kühl – und so mögen es die Spermazellen in ihm. Umso verwunderlicher ist es, dass einige afrikanische Tierarten wie Elefanten, Seekühe sowie Igel- und Spitzmausarten ihr Reproduktionsorgan dennoch im Körperinneren tragen.
Nun haben Evolutionsbiologen aus Deutschland dafür eine Erklärung gefunden, indem sie das Erbgut von 71 Säugetieren verglichen haben. Mit dabei waren sechs afrikanische Arten ohne und 65 andere Arten mit freischwingendem Hodensack. Das Ergebnis: Bei vier der sechs afrikanischen Arten funktionierten zwei wichtige Gene nicht. Sie waren entweder kaputt oder nur bruchstückhaft vorhanden. Diese Gene sind jedoch dafür verantwortlich, dass die Hoden, die beim Embryo noch im Bauchraum sind, während der Entwicklung in den Unterbauch und nach aussen wandern. Dass dies bei den afrikanischen Säugern nicht passiert, können die Forschenden also anhand der Erbsubstanz erklären. Auch zeigen die Ergebnisse, dass die Vorfahren dieser Tiere einst intakte Kopien der beiden Gene gehabt haben müssen. Das Herabsenken der Hoden ging also erst im Laufe der Evolution verloren.
Allerdings können die Forschenden nicht erklären, warum dies geschah. Denn es gibt keinen offensichtlichen Vorteil: Im Bauchraum ist es für die Spermienzellen eigentlich zu warm. Vielleicht, spekulieren die Wissenschaftler, ist bei den afrikanischen Tieren der Vorteil der Kühlung zu klein, verglichen mit dem offensichtlichen Nachteil, das wertvolle Stück so ungeschützt nach aussen zu tragen.