Das musst du wissen

  • Windräder lassen sich ebenso gut mit einem Turm aus Holz statt aus Stahl bauen.
  • Auch der Transport und damit die Installation bei der Holzvariante ist einfacher.
  • Doch Holz bringt andere Probleme mit sich: Holzwindräder werden in der Schweiz wohl eine Ausnahme sein.
Den Text vorlesen lassen:

Ein Windrad, das nicht aus Stahl besteht, sondern aus Holz: Das thront seit einigen Monaten auf der kleinen Insel Björkö vor der schwedischen Westküste. Hinter dem Projekt steckt die Technische Universität Chalmers in Göteborg, gebaut wurde das Rad vom lokalen Unternehmen Modvion.

Das Unternehmen sieht in der Holz-Bauweise gleich mehrere Vorteile: Im Gegensatz zum energieintensiven Stahl ist Holz ein nachwachsender Rohstoff. Ausserdem ist es bezogen auf sein Gewicht stabiler, was den Holzturm leichter macht als einen ebenso hohen und stabilen Stahlturm. Der Transport wird dadurch einfacher. Er wird zusätzlich erleichtert, weil der Holzturm sich besser zerlegen lässt.

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Stahltürme von Windrädern werden meist in Ringen hergestellt und zum Standort transportiert, was den Ringdurchmesser auf die Durchfahrtshöhe von Brücken begrenzt, in der Regel zwischen vier und viereinhalb Metern. Um Windräder von 100 Metern Höhe und mehr bauen zu können, ist das zu klein. Deshalb wird der Sockel des Turms vor Ort aus Beton gegossen, auf den dann die Stahlringe aufgesetzt werden.

Blick von innen nach oben in die Holzkonstruktion. Es führen 2 Leitern nach oben.zvg

Die Holztürme sind leichter als die Türme aus Stahl und zudem besser zerlegbar.

Die Ringe, aus denen der Holzturm zusammengesetzt ist, werden dagegen vor dem Transport wie eine Torte geviertelt und so in stapelbare Segmente unterteilt. Dadurch setzt der Transport dem Durchmesser und damit auch der Höhe des Turms keine Grenzen mehr. Der Turm auf Björkö ist mit seinen 30 Metern für ein Windrad eher klein, geplant hat die Baufirma aber bereits weitere mit 110 beziehungsweise 150 Metern Höhe.

Durch das neue Material ergeben sich aber auch neue Probleme: «Es kann zum Beispiel Ermüdungsprobleme durch die Schwingungen der Rotorblätter geben. So was kennen wir bisher nur von Holzbrücken», sagt Robert Jockwer, Experte für Holzbau und Professor im Bereich Bauingenieurwesen an der Universität Chalmers. Andererseits hat die Holzvariante Vorteile gegenüber einem Turm aus Stahl, zumindest an manchen Orten: «Seeklima ist für Stahl problematisch. Das Salz in der Luft greift den Stahl an, da ist Holz im Vorteil.»

Auch Andrea Frangi, Professor an der ETH Zürich und ehemaliger Doktorvater von Jockwer, findet das Projekt technisch interessant. Doch letztendlich hält er es für eine Nische, einfach, weil es verglichen mit Häusern so wenige sind. «Windräder aus Holz sind eine Spezialanwendung. Ich sehe viel grössere Möglichkeiten bei Gebäuden. Da können wir im Holzbau die grosse Masse erreichen.»

In der Schweiz sei das Potenzial für die hölzernen Windräder eher gering, so Frangis Einschätzung. Nicht wegen des Materials: «Die Akzeptanz für Holzbau ist in der Schweiz gross. Aber ob die Leute Windkraft dort wollen, wo sie sich lohnen würde, nämlich in den Bergen? Da bin ich mir nicht so sicher.»

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