Das musst du wissen
- Wenn wir Kleider waschen, gelangen Mikroplastikfasern ins Wasser und später in die Ozeane.
- Diese Verschmutzung betrifft auch die Strände in Entwicklungsländern. Dort landen die Kleider als Müllberge.
- Eine Expertin sagt: «Das nachhaltigste Kleidungsstück ist jenes, das man nicht kauft.»
Der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC fordert, dass wir unsere Nachfrage nach Ressourcen und Energie eindämmen. Dies betrifft auch den Bedarf nach Kleidung auf der Ebene der Verbraucher. Denn die Herstellung von Kleidung erfordert unter anderem viel Wasser. Dies führt zu Problemen in den vor- und nachgelagerten Bereichen der Produktionskette.
Warum das ein Problem ist. Die Modebranche ist laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen für acht bis zehn Prozent der weltweiten Emissionen von Kohlendioxid verantwortlich. Die Branche verbraucht ausserdem jährlich fast neunzig Milliarden Kubikmeter Wasser, so ein Bericht der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung.
Verschmutzung der Ozeane und Strände. Synthetische Kleidung besteht aus Polyester-, Acryl- und Polyamidfasern. Während des Waschens in der Maschine werden Mikroplastikfasern ins Wasser abgegeben und gelangen in die Ozeane. Ein Problem, das zur weltweiten chemischen Verschmutzung beiträgt, die im Januar dieses Jahres die planetare Grenze überschritten hat.
Diese Verschmutzung betrifft nicht nur die Ozeane, sondern auch die Strände in Entwicklungsländern, insbesondere in Ghana. Das afrikanische Land ist nach wie vor eine Müllhalde für Fast Fashion. Jeden Tag werden 160 Tonnen Kleidung dorthin gebracht, die in den westlichen Ländern niemand mehr haben will, berichtete die RTS Anfang des Jahres.
Mit dem Aufkommen der Fast Fashion sind gebrauchte Kleidungsstücke von schlechterer Qualität und lassen sich daher viel schwerer weiterverkaufen. Die Kleidung wird verbrannt, aber der Strom ist so gross, dass einige Kleidungsstücke als Müllberge an den Stränden des Landes enden. Mit der Folge, dass in beiden Fällen die Umwelt verschmutzt wird.
Schlechte Arbeitsbedingungen. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Produktionsbedingungen für die Arbeitnehmenden gefährlich sein können: Die Arbeitsumgebung ist schlecht oder gar nicht belüftet, sodass die betroffenen Personen Partikel einatmen, welche die Atemwege schädigen – zum Beispiel Faserstaub oder Farbstoffe.
Wie fatal die Umstände sein können, zeigt ein Beispiel von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch: Am 24. April 2013 stürzte in Savar in der Nähe der Hauptstadt ein neunstöckiges Gebäude ein, in dem fünf Textilfabriken untergebracht waren. Dabei kamen 1138 Menschen ums Leben und mehr als 2000 wurden verletzt.
Wird sich die Situation verbessern? Public Eye, eine politisch unabhängige Organisation, hat die Arbeitsbedingungen der Menschen in der Fast-Fashion-Industrie untersucht. Sie koordiniert die Clean Clothes Campaign (CCC), die das Bewusstsein für bessere Arbeitsbedingungen schärfen und Druck auf die Unternehmen ausüben soll.
«Im Zuge des genannten Fabrikeinsturzes haben NGOs und Gewerkschaften Fortschritte erzielt, insbesondere was die Sicherheit in den Fabriken angeht. Der Sektor bleibt jedoch undurchsichtig und zutiefst ungleich. Wir müssen weiterhin Druck ausüben für mehr Transparenz und existenzsichernde Löhne auf allen Stufen der Kette.»
Profite an erster Stelle. Aber wer von den Politikern, den grossen Marken oder den Verbrauchern hat die Macht, die Situation zu verbessern? Alle, sagt Public Eye:
«Grosse Marken tragen eine grosse Verantwortung. Sie behaupten zwar, dass sie verantwortungsvoll handeln, aber das sind nur leere Worte. In der Realität stehen die Profite an erster Stelle. Auch die Staaten tragen eine Mitverantwortung: Dies etwa, indem sie sich den missbräuchlichen Bedingungen beugen, welche die grossen Marken in den Produktionsländern auferlegen. Oder, indem sie sich weigern, ihnen in den Ländern, in denen sie ihren Sitz haben, Sorgfaltspflichten aufzuerlegen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind sowohl Gefangene als auch Komplizen dieses Systems.»
Alternativen. Im Gegensatz zu Fast Fashion ist Slow Fashion eine Bewegung, die darauf abzielt, Kleidung herzustellen, die umweltfreundlicher ist und die Arbeitnehmer respektiert. Die Idee: Weniger, aber besser konsumieren. Aber zu welchem Preis? Ein Argument, das immer wieder auftaucht, wenn es um umweltfreundliche Mode geht, ist, dass sie teurer ist als Fast Fashion.
Wenn man jedoch die Kosten für all die Fast-Fashion-Kleidung, die man aussortiert hat, zusammenrechnet, kommt man schnell auf hohe Summen. Das zeigt, dass auch preiswerte Mode teuer sein kann.
Ob für die Umwelt oder für das eigene Budget – Public Eye ruft zu mehr Nüchternheit auf:
«Die nachhaltigste Kleidung ist heute die, die man nicht kauft. Wir müssen die Marken hinterfragen und dem Diktat des Überkonsums widerstehen.»