Das musst du wissen

  • Mobilfunk-, Radio- und Fernsehantennen, Mobiltelefone und Bluetooth-Geräte senden nichtionisierende Strahlung aus.
  • In der Schweiz gelten Grenzwerte, wie hoch diese Strahlenbelastung sein darf.
  • Dass die Strahlung, die durch den 5G-Standard erzeugt würde, gesundheitsschädlich ist, ist nicht erwiesen.

Bisher konnte die Forschung keine konsistenten Belege dafür finden, dass heutige Mobilfunkfrequenzen unterhalb der Grenzwerte eine Auswirkung auf die Gesundheit haben. So lautet das Fazit des Berichtes, welche die Arbeitsgruppe des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) am Donnerstag vorgestellt hat. Das Ziel des Berichtes war, Fakten rund um die 5G-Technologie, die Strahlenbelastung und die gesundheitlichen Folgen zusammenzustellen.

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Studie: Bericht Mobilfunk und Strahlung KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsAn diesem Bericht haben 21 Experten über ein Jahr lang gearbeitet. Er spiegelt zuverlässig den Stand der Forschung. Allerdings wurden In-vitro- und In-vivo-Studien nicht im Detail untersucht, das das Expertenwissen hierfür fehlte. Aussagen zu manchen Themen wie DNS-Schädigungen fehlen deshalb.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die wichtigsten Erkenntnisse hier im Überblick:

Geräte mit 5G strahlen weniger häufig

Die Frequenzen, die heute für die 5G-Technologie verwendet werden sollen, sind vergleichbar mit denen für 4G und WLAN. Für 5G wird das 3,5-GHz-Band genutzt, zusätzlich zu den heutigen Mobilfunkfrequenzen von 700 MHz bis 2,6 Ghz. Künftig könnten Frequenzen oberhalb von 24 GHz, sogenannte Millimeterwellen, genutzt werden.

5G verfügt über eine effizientere Signalstruktur, weshalb Geräte mit 5G rund fünf Mal weniger Kontrollsignale aussenden als mit 4G. Sie senden also weniger häufig. Dieselbe Wirkung hat ein gut ausgebautes Netz, da die Geräte so weniger häufig nach dem Netz suchen. Auch werden bei 5G neue Antennentechnologien eingesetzt: Diese neuen Antennen senden zielgerichteter, streuen also weniger. Dafür steigt die Strahlenbelastung in der Nähe der Antenne.

Strahlenbelastung liegt weit unter Grenzwerten

Die Strahlenbelastung in der Schweiz liegt laut den wenigen Erhebungen, die dazu existieren, bei 0,2 Volt pro Meter. Im öffentlichen Verkehr ist die durchschnittliche Exposition am höchsten, hier liegt sie bei 0,55 Volt pro Meter. In der Schweiz gibt es zwei verschiedene Grenzwerte:

Der Immissionsgrenzwert schützt vor wissenschaftlich nachgewiesenen Gesundheitsauswirkungen. Er liegt je nach Frequenz zwischen 36 und 61 Volt pro Meter. Weil die Auswirkung der Strahlung aber bisher nicht ausreichend erforscht ist, gibt es neben dem Immisionsgrenzwert auch den vorsorglichen Anlagegrenzwert. Dieser liegt viel tiefer, nämlich je nach Frequenz bei 4 bis 6 Volt pro Meter. Von diesen Grenzwerten liegt die Strahlenbelastung in der Schweiz also weit entfernt. Zudem ist die Belastung zwischen 2008 und 2015 konstant geblieben, obwohl sich das über den Mobilfunkt transportierte Datenvolumen seit 2007 jedes Jahr annähernd verdoppelt hat.

Beweise für gesundheitliche Folgen fehlen

Nur wenige Studien haben eventuelle gesundheitliche Auswirkungen der 5G-Technologie auf Zellen und Tiere untersucht. Deshalb hat sich die Arbeitsgruppe auf Studien gestützt, die zur 2G-, 3G- und 4G-Technologie durchgeführt wurden und die mit Frequenzen arbeiten, die im selben Bereich liegen wie jene, die im Moment für 5G benutzt werden. Für Strahlungsintensitäten unterhalb der Immissionsgrenzwerte konnte die Wissenschaft allfällige Gesundheitsauswirkungen nicht konsistent nachweisen. Das Problem der meisten Studien ist, dass sie nur begrenzt oder unzureichend aussagekräftig sind. Hingegen belegten einige Studien ausreichend, dass von 5G keine gesundheitsschädliche Wirkung ausgehe.

So sind zum Beispiel die Resultate neuster Studien zu bösartigen Hirntumoren uneinheitlich. Zwei Studien fanden für die fleissigsten Mobiltelefonnutzer ein erhöhtes Risiko, eine weitere fand keinen Zusammenhang. Die Erkrankungsraten in mehreren Ländern weisen ebenfalls nicht auf einen Anstieg von Hirntumoren hin, was bei der stetig steigenden Handynutzung zu erwarten wäre.

Auch für das Phänomen der Hypersensibilität gibt es keine wissenschaftlichen Belege: In doppelblinden, randomisierten Studien konnte kein Nachweis erbracht werden.

Wenn Hinweise auf Auswirkungen gibt, stammen sie meist von einer einzigen Studie und das ist nicht genug, um wissenschaftlich Beweiskraft zu erlangen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat beispielsweise einen langfristigen Einfluss von Strahlung auf das Kurzzeitgedächtnis beobachtet. Andere Studien ergaben aber kein konsistentes Bild.

Nur für eines gibt es laut Arbeitsgruppe genügend Evidenz, auch wenn noch nicht klar ist, was das bedeutet: Eine Reihe von experimentellen Humanstudien mit guter Qualität kommt zum Ergebnis, dass die Hochfrequenzexposition durch ein Mobiltelefon am Kopf die Hirnströme
sowohl im wachen Ruhezustand als auch während des Schlafes beeinflusst. Dies wirkt sich aber nicht auf die kognitive Leistungsfähigkeit oder die Schlafqualität aus.

Die Arbeitsgruppe weist abschliessend darauf hin, dass Gesundheitsauswirkungen sich wissenschaftlich nie mit absoluter Sicherheit ausschliessen liessen. Weitere Forschung sei nötig.

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