Das musst du wissen

  • Die Gemeindeversammlung in Wallisellen hat der Initiative «Mehr Nacht für Wallisellen» zugestimmt.
  • Nächtliches Kunstlicht schadet der Gesundheit von Pflanzen und Tieren.
  • Kunstlicht in der Nacht unterdrückt bei Menschen beispielsweise die Produktion von Melatonin.
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Wallisellen schreitet zur Tat. Am 21. September 2020 hat die Gemeindeversammlung die Initiative «Mehr Nacht für Wallisellen» mit einer satten Mehrheit angenommen. Die Gemeinde muss nun gegen die Lichtverschmutzung vorgehen. 2021 will der Gemeinderat nun einen Masterplan Licht erstellen.

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Das Anliegen hatte Lukas Schuler mit weiteren 286 Stimmberechtigten im November 2018 eingereicht. Sie forderten darin die Behörden auf, die weit verbreitete Lichtverschmutzung zu reduzieren. Über das positive Resultat der Abstimmung ist Schuler hörbar erleichtert, aber auch etwas erstaunt: «Der Antrag wurde ohne grosse Diskussion angenommen.» Im Vorfeld der Abstimmung seien Emotionen geschürt und ein Verbot für die Weihnachtsbeleuchtung heraufbeschworen worden. Die Anwesenden haben sich jedoch von den Vorteilen des Begehrens überzeugen lassen.

Den Ausschlag für die Initiative gab eine hinterleuchtete Rollwerbung, die direkt gegenüber dem Wohnhaus von Lukas Schuler installiert wurde und fast die ganze Nacht leuchtete. Der promovierte Naturwissenschafter und Präsident von Dark-Sky Switzerland befasst sich seit Jahren mit den Auswirkungen von künstlichem Nachtlicht auf die Umwelt. Nicht nur stören die vielen nächtlichen Lichtquellen den Blick in den Sternenhimmel, sie sind auch verschwendete Energie und beeinträchtigen das Leben der Menschen, Tiere und Pflanzen.

Immer mehr Studien zeigen, dass nächtliches Kunstlicht die Gesundheit von Pflanzen und Tieren schädigt. Es stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, an den die Organismen angepasst sind. Kunstlicht unterdrückt die Produktion von Melatonin, ein Hormon, das verschiedene Biorhythmen wie beispielsweise den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert sowie eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt.

Städtische Beleuchtungen erreichen bis zu 150 Lux. Eine Vollmondnacht lediglich 0.3 Lux. Das Immunsystem von Wirbeltieren kann jedoch schon bei einer Beleuchtungsstärke von weniger als fünf Lux Schaden nehmen. Die Mehrheit der Studien zu Nachtlicht zeigt ähnliche Folgen für alle Organismen: Bei Menschen und Mäusen beispielsweise steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken oder Schlafstörungen zu entwickeln. Insekten, Fledermäuse, Wasserorganismen und Pflanzen werden in ihrer Fortpflanzung beeinträchtigt. Zugvögel und Fische verlieren die Orientierung. Und die Gesamtheit der Auswirkungen lässt die Ökosysteme instabiler und verletzlicher werden.

Weltweit leben immer mehr Menschen in städtischen Gebieten. 65 Prozent der Menschen sollen laut der Uno im Jahr 2050 in den Städten wohnen. Die Städte wachsen, die Welt wird in der Nacht immer heller. Umweltorganisationen stemmen sich gegen diese Entwicklung. Im Naturpark Gantrisch im Kanton Bern zum Beispiel ist für 2021 geplant, den ersten von der International Dark-Sky Association zertifizierten Sternenpark der Schweiz einzurichten. Hier sollen Nachtschwärmer unbehelligt von störendem Kunstlicht die Milchstrasse in ihrer vollen Pracht geniessen können.

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