Eigentlich klingt es ja vernünftig: Wir könnten doch einfach jene Menschen vor dem Coronavirus schützen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Und wir anderen nehmen das normale Leben wieder auf. Der Vorschlag wirkt sozial und fürsorglich – ist aber Quatsch.
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Das lässt sich einfach nachrechnen, wenn man überlegt, wer alles zu den sogenannten Risikogruppen gehört: Leute über 65, Personen mit hohem Blutdruck, Diabetiker, Übergewichtige, Raucher, Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist aufgrund eines angeborenen Immundefekts nach einer Transplantation. Und noch viele weitere.
All diese sollen wir also schützen.
Wie viele sind das?
Aktuell sind in der Schweiz 18,7 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt. 18,7 Prozent von 8,55 Millionen sind 1,6 Millionen.
Die schützen wir also.
Wir dürfen ab sofort wieder ohne Einschränkungen auf die Strasse, Bahn und Bus fahren, in Restaurants, Bars, Konzerte, Theater? Ausser die 1,6 Millionen Älteren?
Und das sind ja noch nicht alle Risikopersonen. Einen erhöhten Blutdruck haben 20 Prozent der Bevölkerung. Es sind also weitere 1,5 Millionen zu schützen.
Hinzu kommen eine halbe Million Menschen mit Diabetes, 2,5 Millionen Übergewichtige, 2,3 Millionen, die rauchen, Immunschwache und wer sonst noch zu irgendwelchen Risikogruppen zählt.
Das ergibt: etwa so viele Menschen wie die ganze Schweiz Einwohner hat.
Klar, natürlich gibt es Leute mit mehr als einem Risikofaktor. Also ältere Diabetiker, Raucher mit Bluthochdruck, Übergewichtige mit einem Spenderherz und so weiter. Die Risikogruppen überlagern sich. Also schieben wir die Risikogruppen etwas zusammen. Wie stark sie das tun, weiss niemand so genau. Aber das Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat das ausgerechnet. Ohne Übergewichtige, dafür mit Menschen, die Krebs haben oder hatten. Das Resultat: 2,6 Millionen Personen über 15 Jahre haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19.
Und wie genau wollen wir die schon wieder schützen? Mit Hausarrest? Nein, es gibt nur eine Methode, indem wir akzeptieren, dass ein grosser Teil der Bevölkerung zu der sogenannten «Risikogruppe» gehört und dass wir diese Menschen nur schützen können, wenn wir uns alle schützen.