Das musst du wissen

  • «Swiss NanoAnalytics» heisst die Plattform, welche in der Schweiz Produkte auf Nanomaterialen untersuchen soll.
  • Denn ab 2021 müssen Lebensmittel und Kosmetika gekennzeichnet werden, wenn sie Nanopartikel enthalten.
  • Nanopartikel werden künstlich hergestellt und sind kleiner als 100 Nanometer. Ihre Wirkung auf Menschen ist umstritten.

Ab dem Jahr 2021 müssen Hersteller von Lebensmitteln und Kosmetika in der Schweiz auf den Produkten mit der Ergänzung «Nano» deklarieren, ob sie Nanomaterialien enthalten. Deshalb ist nun in Fribourg die Dienstleistungsplattform «Swiss NanoAnalytics» eröffnet worden. Diese hilft der Industrie und den Behörden beim Nachweis und damit der Deklaration von Nanomaterialien in Produkten.

Denn: Nanopartikel sind überall. Das sind künstlich hergestellte Partikel, die kleiner als 100 Nanometer sind; also rund 1000 Mal schmaler als ein menschliches Haar. Über die Auswirkungen der Partikel auf Menschen und die Umwelt sind sich Politiker, Wissenschaftler und Umweltschützer aber uneinig. Die Diskussion wird noch dadurch erschwert, dass es sehr viele verschiedene Nanomaterialien gibt. Künstlich hergestellte Titandioxid-Nanopartikel zum Beispiel werden als Weissmacher in Kaugummis, Zahnpasten und Sonnencremes eingesetzt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat die Substanz als möglicherweise krebserregend einstuft, weil bei Tierversuchen eine krebserregende Wirkung festgestellt wurde, wenn die Partikel eingeatmet wurden. Nun waren die Dosen in den Experimenten aber sehr hoch. Ausserdem muss das nicht an der Substanz selber liegen, sondern kann auch daraus resultieren, dass es generell schädlich ist Partikel einzuatmen – das gilt auch zum Beispiel für Feinstaub. Eine weitere Studie von 2017 ergab jedoch, dass Titandioxid-Partikel möglicherweise auch krebserregend sind, wenn sie oral eingenommen werden. Dass nun «Nano» drinstehen muss, wo Nano drauf ist, ist Ausdruck dieser Debatte.

Für die Industrie bedeutet das, dass sie alle ihre Produkte auf das Vorkommen von Nanomaterialien testen muss. Dazu werden spezielle Instrumente und Analysemethoden benötigt, welche nur in wenigen Forschungslaboren vorhanden sind. Die Analysen sind äusserst komplex, da die physikalisch-chemischen Eigenschaften künstlich hergestellter Nanomaterialien je nach Material und nach Produkt sehr unterschiedlich sein können.

Das soll nun die Plattform Swiss NanoAnalytics leisten, die am Adolphe Merkle Institut der Universität Freiburg angesiedelt ist. «Unser Auftrag mit der Swiss NanoAnalytics Plattform ist es, sowohl die Industrie als auch Behörden und andere Forschungsinstitute mit modernster und qualitativ höchststehender Analysemethodik zu unterstützen», erklärt Nano-Forscher Christoph Geers, der mit der Koordination der Plattform betraut ist, in einer Mitteilung. Das Adolphe Merkle Institut forscht zu Nanomaterialien und ist durch den verstorbenen Gönner Adolphe Merkle finanziert.

Das Dienstleistungsspektrum umfasst zum Beispiel die Charakterisierung von Nanomaterialien, die Analyse von Nanomaterialien in Konsumgütern wie Lebensmitteln und Kosmetika oder die Prüfung der Stabilität von Nanomaterialien in biologischen Flüssigkeiten wie Blutserum.

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