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Die häufigsten Nebenwirkungen des soeben zugelassenen Impfstoffs BNT162b2 sind Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerz und Schüttelfrost. Diese Symptome haben in den durchgeführten Studien einige Tage lang angehalten und waren nach der zweiten Impfdosis stärker als nach der ersten. Bei älteren Probanden waren die Nebenwirkungen weniger häufig.
In den meisten Fällen verliefen die Symptome mild bis moderat, bei wenigen Probanden stark. Eine Notfallbehandlung oder ein Spitalaufenthalt war aber bei keinem Studienteilnehmer nötig.

In der Studie eingeschlossen waren 43 548 Personen, die gesund und über 16 Jahre alt waren. Die Hälfte erhielt die richtige Impfung, die andere nur ein Placebo, also ein Scheinmedikament.

Von dem geimpften ist bei acht eine Covid-19-Erkrankung aufgetreten. Bei den Nichtgeimpften bei 162. Das bedeutet, der Impfschutz lag bei 95 Prozent. Der Impfschutz funktioniert nicht absolut, aber ziemlich gut.

Zum Vergleich, der Impfschutz gegen die saisonale Grippe kann je nach Jahr und Altersklasse bei nur 80 Prozent liegen, manchmal sogar deutlich tiefer.

Jetzt aber zu den Nebenwirkungen. Schmerz an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen. Schauen wir direkt in der Studie, wie relevant sie sind.

Von den geimpften Personen spürten 83 Prozent Schmerzen an der Einstichstelle. Müde fühlten sich 47 Prozent und Kopfschmerzen hatten 42 Prozent. Schmerz an der Einstichstelle ist klar. Denn es wurde ja auch ein Stoff injiziert und die Immunreaktion startet. Aber auch Müdigkeit und Kopfweh traten bei fast der Hälfte der Probanden auf.

Vergleichen wir die Geimpften mit den Personen, denen nur das Placebo gespritzt wurde. Hier hatten nur 14 Prozent Schmerzen an der Einstichstelle. Daraus schliessen wir, dass der Impfstoff tatsächlich eine Irritation an der Einstichstelle bewirkt.

Interessant wird es aber bei Müdigkeit und Kopfschmerzen. Denn obschon kein Wirkstoff injiziert wurde, klagten 33 Prozent beziehungsweise 34 Prozent der Probanden danach über diese Nebenwirkungen. Und das ist im Vergleich zu den tatsächlich geimpften doch sehr auffällig.

Zur Erinnerung: mit Impfung haben 42 Prozent Kopfweh, mit Placebo 34 Prozent. Ganz ähnlich die Zahlen bei der Müdigkeit.
Was schliesst man daraus?

Kopfweh und Müdigkeit treten bei jedem Medikament auf – auch bei Placebo. Sie treten auf, weil man sie erwartet.

Das ist aus der Placeboforschung hinlänglich bekannt. Das trifft zumindest auf Kopfweh und Müdigkeit. Schmerz an der Einstichstelle scheint tatsächlich ein Effekt der Impfung zu sein.

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Zu Langzeiteffekten kann man natürlich noch nicht viel sagen. Ausser, dass die mRNA nicht sehr lange lebt, und dass sie höchstwahrscheinlich nicht in das Erbgut eingebaut werden kann. Diesem Thema habe ich schon einen früheren Faktist gewidmet. Um aber allfällige längere Effekte zu beobachten, wurden die Probanden während sechs Monaten überwacht.

Während der Versuchsdauer sind zwei der geimpften Personen verstorben. Eine an einer Verengung der Herzkranzgefässe, eine an Herzstillstand. Ist die Impfung also potenziell tödlich? Nein, denn im gleichen Zeitraum sind von den Nichtgeimpften vier Personen verstorben. Auch alle mit Problemen am Herzen.

Alles in allem geht es also darum, abzuwägen, ob man für einen 95-prozentigen Impfschutz ein paar Tage lang etwas Schmerz am Oberarm akzeptiert.

Für mich ist der Fall klar. Ich lasse mich impfen, denn damit schütze ich nicht nur mich, sondern alle Menschen um mich herum.

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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