Das musst du wissen
- Umfragedaten zeigen, dass viele Schweizerinnen und Schweizer bezüglich Impfung skeptisch sind.
- Generelle Impfgegner sind unter den Impfunwilligen jedoch in der Minderheit.
- Um eine höhere Durchimpfung zu erreichen, müsste also Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Zuerst hatte die Schweiz zu wenig Impfdosen, jetzt will sie niemand mehr. Der Tenor in den Schweizer Medien ist eindeutig: Wir sind impfmüde und ‑skeptisch geworden. Doch ist das wirklich so?
Gemäss einer Umfrage aus dem Frühjahr 2021 war zum Zeitpunkt der Befragung ungefähr ein Zehntel der Umfrageteilnehmerinnen und ‑teilnehmer bereits geimpft. Von den noch nicht geimpften Personen gaben damals knapp die Hälfte an, sich ganz sicher impfen lassen zu wollen und 28 Prozent wollten sich wahrscheinlich impfen lassen. Zusammengenommen ergab das also eine Impfbereitschaft von 78 Prozent, die auf den ersten Blick sehr positiv anmutete.
Bei näherem Hinschauen wird jedoch deutlich, dass gerade die Gruppe, die sich wahrscheinlich impfen lassen möchte, wenig Anlass hat, dies gerade zum jetzigen Zeitpunkt zu tun. Hinzu kommt eine relativ weit verbreitete Skepsis bezüglich der Sicherheit und der Wirksamkeit der Impfung. Will man die Durchimpfung der Bevölkerung in den kommenden Wochen markant erhöhen, muss also noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Science-Check ✓
Studie: FORS Covid-19 MOSAiCH-ErhebungKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsBei den Daten handelt es sich um Selbstangaben. Zudem schliesst die Umfrage nicht alle potenziellen Einflussfaktoren für Impfskepsis ein. Die Datenanalyse kann Hinweise geben, muss aber durch weitere Forschung bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...Impfen für eine Rückkehr zur Normalität
Die Gründe, weshalb sich die Umfrageteilnehmer gegen Covid-19 impfen lassen wollen, sind überschaubar: Ein Drittel möchte zu einem normalen Leben zurückkehren und ein weiteres Drittel hofft, damit die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zusätzlich zu diesen zwei Hauptgründen geben die Befragten an, dass sie entweder sich selber oder Familienangehörige schützen wollen. Nur ein kleiner Teil gibt an, dass ein anderer Grund entscheidend war, dass ihre oder seine Altersgruppe mit Impfen an der Reihe war oder dass der Beruf es erforderte. Gerade die beiden Hauptgründe bieten jetzt im Sommer jedoch wenig Anreiz, sich tatsächlich impfen zu lassen. Die Massnahmen wurden nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland immer mehr gelockert. Die Fallzahlen in der Schweiz blieben in den Sommermonaten über Wochen sehr tief.
Selbst Impfwillige zweifeln an Sicherheit
Mit ungefähr 22 Prozent stand ein beträchtlicher Anteil der Befragten im Frühling der Impfung kritisch gegenüber. 14 Prozent wollten sich wahrscheinlich nicht und weitere acht Prozent wollen sich ganz sicher nicht impfen lassen. Es waren eher Frauen als Männer, die sich nicht impfen lassen wollten. Auch sinkt die Impfbereitschaft mit abnehmendem Alter sowie bei Personen ohne tertiäre Ausbildung.
Die Umfrage zeigt aber nicht nur, wer sich nicht impfen lassen möchte, sondern birgt auch Hinweise, warum dies so sein könnte. So ist das Vertrauen in die Impfung nur bei denjenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche sich sicher impfen lassen wollen, hoch. 86 Prozent davon glauben, dass die Impfung sicher ist. Demgegenüber vertrauen nur knapp vierzig Prozent derjenigen, die sich wahrscheinlich impfen wollen, darauf, dass die Impfung sicher ist. Wenig überraschend glaubt in der Gruppe der Personen, die sich wahrscheinlich nicht oder ganz sicher nicht impfen lassen wollen, fast niemand an die Sicherheit der Impfung.
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Ähnlich sieht es bei der Frage nach der Wirksamkeit der Covid-19 Impfungen aus. Während noch knapp neunzig Prozent der Personen, welche sich ganz sicher impfen lassen wollen, an die Wirksamkeit glauben, sind es unter denjenigen, die sich wahrscheinlich impfen lassen wollen nur noch eine knappe Mehrheit. Diejenigen Personen, die sich wahrscheinlich oder ganz sicher nicht impfen lassen wollen, sind mit knapp 17 Prozent und drei Prozent noch skeptischer. Wenn man folglich die Durchimpfung markant erhöhen will, muss man zunächst die unschlüssigen Impfwilligen noch vermehrt von der Wirksamkeit und der Sicherheit der Impfung überzeugen.
Impfunwillige sind weder Trittbrettfahrer noch Covid-Leugner
Auch sind die Personen, welche sich wahrscheinlich oder sicher nicht impfen lassen wollen, nicht alle «Covid-Leugner»: Zwar stimmen sie öfters der Aussage zu, dass Covid-19 keine grosse Bedrohung darstellt, als diejenigen Personen, welche sich wahrscheinlich oder ganz sicher impfen lassen wollen. Trotzdem lehnt eine klare Mehrheit der Impfunwilligen diese Annahme ab.
Das gleiche gilt für den Vorwurf, Impfgegner seien Trittbrettfahrer: So sind nur vierzig Prozent der Personen, die sich sicher nicht impfen lassen wollen, und gerade mal 19 Prozent der «wahrscheinlich-nicht»-Fraktion der Meinung, dass sie sich nicht auch noch impfen lassen müssen, wenn alle anderen gegen Covid-19 geimpft sind.
Auch generelle Impfgegner stellen unter den Impfunwilligen nicht die Mehrheit: Zwar hat es unter den Covid-19 Impfunwilligen mehr Leute, die Impfungen im Allgemeinen nicht vertrauen, als unter den Impfwilligen. Dennoch bleibt auch dies ein Argument der Minderheit: Nur etwas mehr als ein Drittel der Personen, die sich ganz sicher nicht impfen lassen wollen, beziehungsweise knapp ein Fünftel der Personen, die sich wahrscheinlich nicht impfen lassen wollen, sind generelle Impfgegner.
DeFacto
