Das musst du wissen

  • Wichtige Forschungsergebnisse – auch zum neuen Coronavirus –werden in Fachjournalen veröffentlicht.
  • Viele dieser Publikationen sind aber nicht frei zugänglich, sondern müssen gekauft werden.
  • Swissuniversities, der SNF und das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken wollen das ändern.

Prominente Köpfe der Schweizer Forschungslandschaft finden in der Corona-Krise klare Worte: «Die Pandemie Covid-19 zeigt die Dringlichkeit, den Zugang zu wissenschaftlicher Literatur weltweit zu öffnen», schreiben sie in ihrem Appell an die Verlage. Sie, das sind: Yves Flückiger, Präsident der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen, Swissuniversities. Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats. Und Wilfried Lochbühler, Präsident des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken.
Die Institutionen schliessen sich damit dem Appell der internationalen Koalition der Bibliothekskonsortien (ICOLC) an: Darin fordert ICOLC die Verlage dazu auf, alle relevanten Inhalte zu Covid-19, zu Coronaviren im Allgemeinen, zu Impfungen und antiviralen Medikamenten, die hinter einen Paywall stecken, öffentlich zugänglich zu machen. Auch stellen sie das Konzept von Paywalls an sich in Frage. Um so mehr, als gegenwärtig die Schulen und Universitäten in über 40 Ländern geschlossen sind. Die 391 Millionen Studentinnen und Studenten seien nun darauf angewiesen, ihr Studium online fortzusetzen – was solche Nutzungssperren erschweren.

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«Ein unmittelbarer, transparenter Austausch der wissenschaftlichen Erkenntnisse bietet eine wirkungsvolle Unterstützung im Kampf gegen das neue Virus», schreiben die Schweizer Appellierenden. «Medizin und Wissenschaft müssen ohne Verzögerung auf das gesamte Korpus der wissenschaftlichen Literatur zugreifen können. Die Zugänglichkeit für weitere Kreise wirkt Falschinformationen entgegen.» Sie erinnern auch daran, dass der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen ein Ziel der nationalen Open-Access-Strategie aus dem Jahr 2017 ist. Diese fordert, dass bis 2024 alle in der Schweiz mit öffentlichen Geldern geförderten Publikationen kostenlos zugänglich sein müssen.

Weltweit gibt es rund 30 000 Wissenschaftsmagazine, deren Inhalte eine strikte Qualitätskontrolle durchlaufen, also peer-reviewed sind. 2015 kam eine Studie zum Schluss: Der Markt wird von fünf Konzernen dominiert: Reed-Elsevier, Springer Nature, Wiley-Blackwell, Taylor & Francis und Sage. 2006 zum Beispiel seien die Hälfte aller akademischen Artikel durch einen dieser Konzerne veröffentlich worden. «Die grössten Verlage kontrollieren nicht nur mehr als die Hälfte des Marktes, sie haben auch gewaltige Umsätze mit Gewinnspannen von fast 40 Prozent», sagte Vincent Larivière, der Erstautor der Studie, damals gegenüber dem ORF. Auch deshalb erhält die Idee von Open Access in den letzten Jahren immer mehr Auftrieb. Mit der Forderung «Öffnet den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen!» verleihen die Schweizer Forschungsinstitutionen diesem Willen nun neuen Nachdruck.

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