Das musst du wissen
- Hochwertiger Kaffee wächst in Äthiopien unter bestimmten klimatischen Bedingungen.
- Laut Forschenden können kleine Veränderungen der Temperaturen und des Niederschlags langfristig Anbauflächen gefährden.
- Zunehmende Hitze und Regen schädigen zudem die Kaffeebohnen und mindern so deren Qualität.
Ein Hauch Schokolade, der fruchtige Nachgeschmack von Himbeeren – Kaffeeliebhaber schwören auf die Nuancen von hochwertigem Kaffee, sogenanntem Spezialitätenkaffee. Aber all diese Noten könnten in Zukunft immer seltener werden. Das zeigen Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer Studie, die die Auswirkungen verschiedener Faktoren auf die Kaffeequalität in Äthiopien vorhersagt. Die Studie ist im Fachmagazin Nature Scientific Reports erschienen.
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Studie: Climate change and specialty coffee potential in EthiopiaKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Prognosen basieren auf Modellierungen und gelten für die ausgewählten Anbauflächen und Kaffeesorten. Die Methode bringt einen gewissen Grad an Ungenauigkeit mit sich, auch deshalb, weil die Basis für die Prognosen wiederum Prognosen sind – unter anderem darüber, wie sich der Klimawandel in den ausgewählten Regionen auswirkt. Ausserdem kann die Studie den Einfluss externer Faktoren wie Subventionen, Preisänderungen und potenzielle neue Anbauflächen nicht abbilden. Die Resultate sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen.Mehr Infos zu dieser Studie...Die Forschenden analysierten die Zukunftschancen von fünf hochwertigen Arabica-Sorten für vier verschiedene Zeiträume: 2030, 2050, 2070 und 2090. Arabica schätzen Kaffeeliebhaber weltweit für ihre blumigen und würzigen Noten. Siebzig Prozent des Marktes besteht deshalb aus Arabica-Kaffee. Die restlichen dreissig Prozent fallen auf Robusta ab – dieser Kaffee ist robuster, schmeckt aber auch fader und bitterer. Arabica hingegen ist viel anfälliger für warme Temperaturen und für Krankheiten. Die Forschenden untersuchten, wie sich 19 verschiedene Klimafaktoren wie Temperatur, Niederschlag, Höhe, Bodeneigenschaften und Sonnenstrahlung je nach Szenario der Klimaerwärmung verändern könnten – und wie dies den Fortbestand der Sorten beeinflussen wird.
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Weniger Anbaufläche und schlechtere Qualität
Generell könnte das Kaffeeanbaupotenzial in Äthiopien durch den Klimawandel bis in die 2090er Jahre zwar insgesamt zunehmen, doch vier der fünf ausgewählten Kaffeesorten werden ihre optimale Produktionsgebiete verlieren. Steigende Temperaturen und schwankende Niederschläge gefährden die Anbauflächen der Premium-Kaffeesorten. Das betrifft zum Beispiel die Sorte Yirgacheffe, eine der ältesten und begehrtesten Kaffeesorten der Welt, die laut der Prognosen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mehr als vierzig Prozent ihrer Anbaufläche verlieren könnte.
Weshalb bei fortschreitendem Klimawandel nicht nur die Anbaufläche für Spezialitätenkaffee sinken wird sondern auch dessen Qualität, erklären die Forschenden angesichts des Reifungsprozesses. Sollte es künftig in den heutigen Anbaugebieten zu warm werden, wächst die Kaffeekirsche – die Frucht, die die Bohne umhüllt – schneller als die Bohne. Diese bleibt deshalb bei der Ernte unreif und zu leicht, was zu qualitativ schlechterem Kaffee führt.
Es braucht zugeschnittene Massnahmen
Das wird ein Problem werden für die mehr als fünf Millionen äthiopischen Kleinbauern. Denn ein Wechsel auf Kaffeeanbau geringerer Qualität wäre aufgrund industrieller Konkurrenz für diese keine Alternative. «Da die verschiedenen Kaffeespezialitäten von unterschiedlichen lokalen, klimatischen, räumlichen und bodenbezogenen Faktoren beeinflusst werden, braucht es Anpassungsmassnahmen, die auf die jeweilige Region zugeschnitten sind», schreibt Co-Autor Christoph Gornott in einer Mitteilung. So eignet sich zum Beispiel die Agroforstwirtschaft – die Kombination von Bäumen, Sträuchern und Acker auf einer Fläche – bei Kaffeesorten, die empfindlich auf Wärme reagieren. Das Baumkronendach anderer Pflanzen vermeidet, dass die Kaffeepflanze aufheizen.