Das musst du wissen

  • Eine Tasse Kaffee enthält circa hundert Milligramm Koffein und über tausend weitere Wirkstoffe.
  • Der tägliche Konsum von Filterkaffee, Espresso und Co. kann einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben.
  • Zu viel Kaffee ist aber risikobehaftet: Denn dies kann den Schlaf stören, den Magen belasten und Angstgefühle auslösen.
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Schlürfst du auch eine Tasse Kaffee, bevor du dann erquickt in den Tag startest? Dann gehörst du in puncto Kaffeekonsum zum Schweizer Durchschnitt. Denn hierzulande trinkt man – als Wachmacher, als Ritual oder zum Genuss – täglich circa zweieinhalb Tassen. Nur Leute aus Deutschland und Norwegen nehmen pro Tag mehr vom koffeinhaltigen Getränk zu sich. Doch was passiert in unserem Körper, sobald wir den braunen Muntermacher intus haben? Hier findest du Antworten.

Was steckt eigentlich im Kaffee?

Kaffee ist ein komplexes, chemisches Gemisch und enthält über tausend Wirkstoffe, sogenannte bioaktive Stoffe.

1. Koffein
Darunter ist das Koffein – die am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz. Davon enthält eine Tasse Kaffee im Schnitt hundert Milligramm. Koffein schmeckt bitter und je stärker wir diesen Stoff angeblich herausschmecken, desto mehr Kaffee trinken wir im Schnitt. Die Struktur des Bitterstoffes ist ausserdem ähnlich wie ein körpereigener Botenstoff, welcher dem Körper Müdigkeit signalisiert, das sogenannte Adenosin. Koffein bindet an denselben biologischen Schalter wie der Botenstoff, auch Adenosinrezeptor genannt. Koffein blockiert also quasi unser körpereigenes Schlafmittel. Deshalb putscht Kaffee auf. Doch auf Koffein reagiert jede Person unterschiedlich, unter anderem aufgrund unserer Genetik. Das führt dazu, dass die Substanz bei besonders Koffein-sensitiven Personen auch eine angstauslösende Wirkung haben kann.

2. Phenolische Verbindungen, natürliche Öle und Co.
Weitere Inhaltsstoffe des Kaffees sind phenolische Verbindungen, wie zum Beispiel die Chlorogensäure, welche vor allem für ihre magenverstimmende Wirkung bekannt ist. Deshalb gibt es Menschen, welche Kaffee im Magen nicht gut vertragen.
Auch Magnesium und Trigonellin sind Teil des Vielstoffgemisches Kaffee, welche beispielsweise den Fett- und Glukosestoffwechsel verbessern.

Ausserdem enthält Kaffee auch natürliche Öle, darunter Cafestol und Kahweol: Diese schützen Leberzellen und reduzieren Entzündungen, können aber auch den Cholesterinwert vom Blut erhöhen. Ob diese Stoffe im Kaffee sind, kommt aber auf die Zubereitung an. Denn Cafestol und Kahweol werden grösstenteils beim Filtern von Kaffee herausgesiebt: Ungefilterter Kaffee kann also die Cholesterinwerte erhöhen, Filterkaffee hingegen weniger.

Welche Wirkstoffe sich im Kaffee befinden, hängt jedoch nicht nur von der Zubereitung, sondern auch vom Grad der Röstung und von der Kaffeebohne ab. Kaffeebohnen sind die Samen der Kaffeepflanzen. Alle Bohnen stammen von zwei Arten von Kaffeepflanzen: Coffea arabica und Coffea canephora, welche auch «Arabica» beziehungsweise «Robusta» genannt werden.

Wieso röstet man Kaffeebohnen?

Beim Kaffeerösten entfaltet sich das Aroma der Bohnen. Auch werden die Bohnen magenverträglicher, denn bei der Röstung wird die magenbelastende Chlorogensäure abgebaut. Jedoch gehen bei der thermischen Behandlung auch phenolische Verbindungen verloren, welche eine antioxidative Wirkung hätten.
Dafür entstehen durch den Röstprozess aber auch Melanoidine: Das sind hochmolekulare Substanzen, welche ebenfalls eine antioxidative Aktivität haben und ausserdem unsere Darmgesundheit fördern. Diese sogenannten Braunstoffe verleihen dem Kaffee seine Farbe. Jedoch kompensieren diese Melanoidine den positiven Effekt der verlorenen phenolischen Verbindungen nicht komplett.

Ist Kaffee gesund?

Wenn du bis zu drei oder vier Tassen Kaffee am Tag trinkst, kann Kaffee gesundheitsfördernd sein. Menschen, welche diese Menge konsumieren, haben zum Beispiel ein bis zu 18 Prozent geringeres Risiko an Krebs zu erkranken. Italienische Forschende kamen zu dem Schluss, dass es bei Leberkrebs sogar vierzig Prozent sind. Auch Leberkrankheiten sind weniger wahrscheinlich.

Science-Check ✓

Studie: Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analysis of multiple health outcomesKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Zusammenhänge zwischen Kaffeekonsum und gesundheitlichen Ergebnissen sind teilweise verzerrt: Denn Faktoren wie das Rauchen, Alter, BMI und Alkoholkonsum wurde in der Übersichtsstudie nicht miteinbezogen. Ausserdem haben Leute, welche regelmässig Kaffee konsumieren, im Schnitt ein gutes Einkommen, sind gebildet und sozial eher selten ausgegrenzt – was wiederum einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat. Zudem gibt es keine Standard-Kaffee-Tassengrösse. Somit benutzte jede Studie ein unterschiedliches Mass: Zum Beispiel Tassen pro Tag, Male pro Woche, Trinkende vs. Nicht-Trinkende etc. – eine Verallgemeinerung des Kaffeekonsums wird somit schwieriger. Nicht zuletzt variieren die Wirkstoffe im jeweiligen Kaffee stark aufgrund dessen Röstgrads, der Zubereitungsmethode, dem Mahlgrad und so weiter.Mehr Infos zu dieser Studie...

Zudem könnte Kaffee auch das Risiko senken für chronische Krankheiten, für Herzkrankheiten, für metabolische Störungen wie Diabetes sowie für neurologische Störungen wie Alzheimer und Parkinson.

Und auch beim Sport kann Koffein fördernd sein: Im Herzen werden durch den Kaffeekonsum Stresshormone – Adrenalin und Cortisol – ausgeschüttet. Dadurch steigt der Puls, das Herz schlägt schneller und die Blutgefässe weiten sich. Auch die Gefässe in der Lunge erweitern sich und wir atmen entspannter. Die Leistungssteigerung kann auch bei Denksport auftreten, denn Koffein verbessert unser Langzeitgedächtnis. Laut einer Studie fördert hier Arabica unsere Denkleistung effektiver als Robusta. Dafür sind die noch intakten Kohlenhydrate, Aminosäuren und die übrigbleibende Chlorogensäure verantwortlich.

Ist Kaffee also ein Allheilmittel? Auch beim Kaffeetrinken gilt: Vor allem die Dosis macht das Gift – in diesem Falle das Koffein.

Beeinflusst Kaffee den Schlaf negativ?

Ein bekannter Nachteil von Kaffee ist der bereits erwähnte Effekt des Koffeins auf unseren Schlaf. Dieses verzögert unser Einschlafen und reduziert auch unsere Schlafdauer. Ausserdem schlafen wir mit regelmässigem Kaffeekonsum nicht nur kürzer, sondern insgesamt auch schlechter.

Der Körper kann sich allerdings an den Effekt gewöhnen und sich anpassen: «Wie sehr sich das Koffein bei jeder Person individuell auf den Schlaf auswirkt, hängt vom Effekt der Gewöhnung ab», sagt Toxikologe Michael Arand, Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Zürich. Regelmässige Kaffee-Trinkende haben im Vergleich zu Leuten, welche nur gelegentlich eine Tasse trinken, eine höhere Toleranz gegenüber Koffein. Denn die Kaffee-Begeisterten bilden über die Zeit mehr Adenosin-Rezeptoren. So kann das Adenosin binden, auch wenn Kaffee bereits andere Rezeptoren blockiert.

«Ab dem späten Nachmittag keinen Kaffee mehr zu trinken, macht dennoch für alle Leute Sinn», sagt Arand. Denn Koffein habe eine Halbwertszeit zwischen drei bis sieben Stunden. Das heisst: Trinken wir um sechs Uhr abends noch einen Kaffee, haben wir um Mitternacht ungefähr noch bis zu fünfzig Milligramm Koffein intus. Und schlürfen wir sogar noch vor dem ins Bett gehen einen Kaffee, kann dies eine bestimmte Schlafphase, den REM-Schlaf, stören. Die Folge davon ist: wir fühlen uns energieloser. Denn die REM-Phase beeinflusst, wie ausgeruht wir uns am nächsten Tag fühlen. Nicht zuletzt zeigt eine aktuelle Studie der Universität Basel, dass sich mit regelmässigem Koffeinkonsum sogar gewisse Hirnstrukturen verändern können – ob dieser Effekt hingegen allgemein auftritt, ist noch unklar.

Mann giesst Filterkaffee in eine Tasseunsplash/Jason Blackeye

Kaffee kann, abhängig von Dosierung, Kopfschmerzen lindern oder Migräne fördern.

Hilft Kaffee gegen Kopfschmerzen?

Kaffee wirkt auch schmerzlindernd – vor allem bekannt und lange erforscht ist der Effekt bei Kopfschmerzen. Denn das Koffein verengt Hirngefässe, was zur Milderung von Kopfschmerzen beiträgt. Je nach Dosis und Häufigkeit des Konsums, kann Koffein aber auch eine Migräne auslösen. Mit einigen Medikamenten für Migräne, wird es aber teils auch kombiniert eingesetzt.

Ist Kaffeetrinken in der Schwangerschaft ein Problem?

Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass Kaffee in der Schwangerschaft nur zurückhaltend konsumiert werden sollte. So ergab eine Studie, dass auch ein Konsum von weniger als zwei Tassen pro Tag zu einem niedrigen Geburtsgewicht führen könnte.

Kann Kaffee auch gesundheitsschädlich sein?

Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel empfiehlt, täglich nicht mehr als 400 Milligramm Koffein zu sich zu nehmen. Das sind vier bis fünf Tassen Kaffee am Tag. Überschreitet man diese Menge langfristig, könnte dies Folgen haben: Bei manchen Menschen treten Angstgefühle, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden ein.

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Eine sogenannte Koffeinvergiftung tritt gemäss dem Toxikologen Arand wegen Kaffee nur ein, wenn man in kürzester Zeit weit über zehn Tassen trinkt. Die meisten Fälle ereigneten sich aber aufgrund der Einnahme von purem Koffein in Pulverform. Dabei treten verschiedene Symptome ein, wie starke Nervosität, beklemmende Angstgefühle, Zittern und Übelkeit. Zudem kann Koffein in Kombination mit gewissen Medikamenten einen negativen Effekt haben. Michael Arand rät Leuten mit Schlafproblemen, häufigen Angstzuständen, nervösen Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, Reflux und Bluthochdruck, vorsichtig mit übermässigem Kaffeekonsum zu sein.

Fazit ist: Geniesst man den Muntermacher täglich in einer moderaten Menge, steht dies im Einklang mit einem gesunden Lebensstil. Und zudem hat man, laut Arand, auch noch ein mentales Doping.

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