Das musst du wissen

  • Die Gruppe von Verschwörungstheoretikern in der Romandie macht gegen die SwissCovid-App mobil.
  • Sie agiert über den YouTube-Kanal Agora TV, den die Mathematiklehrerin Chloé Frammery im April gegründet hat.
  • Unter anderem glaubt die Gruppe, in der Schweiz sei ein satanistisch pädokriminelles Netzwerk im Untergrund aktiv.
Den Text vorlesen lassen:

In der Schweiz gibt es eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern, die der Schweizer Regierung Kindesentführung vorwerfen. Diese Gruppe hat ein Journalist des Westschweizer Portals Heidi.news infiltriert. Fast zwei Monate lang hat Sami Zaïbi in der Gruppe verbracht. Nun hat das Portal die Recherchen veröffentlicht. Die Gruppe ist in der Romandie aktiv und organisiert unter anderem das Referendum gegen die SwissCovid-App sowie Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen des Bundes. Ausserdem verbreitet die Gruppe Verschwörungstheorien gemäss denen die Pandemie geplant und das Virus inexistent sei. Auch zu 5G, Impfstoffen, Bill Gates und Kindesentführungen durch die Schweizer Regierung hat die Gruppe Theorien parat. Im Land sei ein satanistisch pädokriminelles Netzwerk aktiv.

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In einem Kommentar zu der Recherche, die Heidi.news als siebenteilige Serie publiziert, schreibt der Chefredaktor Serge Michel: «Ich erinnere mich an einen Anruf von Sami im August, als er noch bei ihnen (bei der Gruppe, Anm. d. Red.) war: «Es gibt einen, der mir gerade vor der Kamera gesagt hat, dass es unter der Schweiz eine zweite Schweiz gibt, eine Untergrund-Schweiz mit denselben Strassen, denselben Geschäften und dass der Staat dort die Kinder, die er den Familien weggenommen hat, versteckt, damit pädophile Netzwerke sich dort bedienen können.»

Um ihre verschwörungstheoretischen Inhalte zu verbreiten, nutzt die Gruppe den YouTube-Kanal Agora TV. Gegründet wurde dieser Kanal im April 2020 von Chloé Frammery, einer zentralen Figur der Gruppe. Mit ihren Videos erreicht die Gruppe Millionen Zuschauer. Andere wichtige Mitglieder der Gruppe sind den Recherchen zufolge der pensionierte Professor Gérard Scheller sowie der Waadtländer Ökonom François de Siebenthal.

Die Gruppe hat ausserdem das Referendum gegen die SwissCovid-App lanciert. Mitglied des Referendumkomitées ist auch der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor.

Heidi.news-Chefredaktor Serge Michel erklärt in seinem Kommentar, wie die Recherche entstanden ist: die Redaktion habe zu Beginn der Pandemie beleidigende Briefe von Mitgliedern der Gruppe erhalten. «Wir Journalisten seien unterwürfig, Schwachköpfe, Speichellecker der Mächtigen, Handlanger von Bill Gates, enthirnt, willige Opfer. Unser Tod wurde vorhergesagt, manchmal gewünscht.» Michel schreibt, man habe ob der Gewalt der Worte und dem Erfolg der Agora TV-Videos in den Dialog mit der Gruppe treten wollen. Allerdings habe diese die Fragen der Journalisten nie beantwortet.

Chloé Frammery bezieht in einem Agora TV-Video Stellung zur Recherche. Darin weisst sie Anschuldigungen zurück, etwa, dass die Gruppe den Journalisten beleidigende Nachrichten geschrieben habe. Sie sei weder antidemokratisch, noch antiwissenschaftlich.

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