Das musst du wissen
- Wissenschaftler sind einem hohen Publikationsdruck ausgesetzt und greifen deshalb öfters zu Tricks.
- Studierende, die ihre Master-Thesis schreiben, sind davon nicht betroffen und schummeln auch weniger.
- Gemäss einer Studie haben sie möglicherweise schlicht und einfach noch nicht herausgefunden, wie man schummelt.
«Publish or perish»: Publiziere oder gehe unter. Diesem Grundsatz sind heute die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgeliefert. Wer nicht liefert, also zu wenige Studien in Fachjournalen publizieren kann, der verschwindet vom Spielfeld der Wissenschaften.
Und die Fachmagazine wollen spannende Inhalte, also Studien, die spektakuläre Resultate aufweisen – dies nennt sich Publikationsbias. Um publiziert zu werden, hilft es also, wenn eine Studie signifikante Daten aufweist oder eine neue Theorie bestätigt. Das kann dazu führen, dass Forschende ihre Resultate aufpeppen oder so darstellen, dass sie signifikant erscheinen, obwohl sie es nicht sind. So verbessern Forschende ihre Chancen, dass ein Fachmagazin ihre Studie abdruckt.
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Studie: Research practices and statistical reporting quality in 250 economic psychology master's theses: a meta-research investigation KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie überzeugt durch eine eher grosse Stichprobe und eine gute Argumentation. Trotzdem: Erstens zeigt die Studie lediglich eine Korrelation auf, keine Kausalität. Zweitens wurden alle 250 Masterthesen im selben Seminar an der Universität Wien absolviert, was die Aussagekraft eingeschränkt: Es könnte schliesslich auch sein, dass genau an diesem Seminar eine besonders Aufrichtige Forschungspraxis gelebt wird. Auch wurden alle Arbeiten vom gleichen Dozenten betreut – dieser ist zudem einer der Autoren. Er könnte also befangen sein. Die Studie gibt einen Hinweis, aber beweist nichts.Mehr Infos zu dieser Studie...Doch wie früh beginnt die Trickserei? Sind sogar Studienabgänger davon betroffen? Um diese Frage zu beantworten, haben Forschende der Universität Wien untersucht, wie viele Master-Abschlussarbeiten Fehler oder manipulierte Daten enthalten. Dafür haben sie 250 Masterthesen an einem Wiener Institut analysiert. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht.
Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Schummel-Taktiken. Zum Beispiel stellen Forschende beim sogenannten HARKing eine These erst im Nachhinein auf, wenn sie die Daten schon erhoben haben. So erstellen sie gezielt eine sich bewahrheitende These. Oder aber sie schrauben sich die Daten so zurecht, dass sie signifikant erscheinen, obwohl sie es nicht sind. Das nennt sich p-Hacking.
Die Autoren der Studie fanden heraus, dass die Masterstudierenden in ihren Arbeiten weniger tricksen als Wissenschaftler. Die Studierenden machten zwar mehr Fehler, diese beeinflussten die Resultate aber kaum. Das deutet laut Studie darauf hin, dass die Fehler unbeabsichtigt waren. Denn gezielte Fälschungen hätten auch die Aussage der Resultate verändert.
Bei Masterstudierenden ist es weniger wichtig, ob ein Journal ihre Arbeit publiziert. Darin sehen die Studienautoren einen Grund für das korrektere Vorgehen der Masterstudierenden. Ein anderer Grund könnte sein, dass die Studierenden weniger Erfahrung haben. Deshalb wissen sie schlicht und einfach noch nicht, wie man überhaupt schummeln kann.