Das musst du wissen

  • Bei einer grossen Umfrage rund um den Planeten zeigten sich 57,5 Prozent der Personen mit der Demokratie unzufrieden.
  • Die Zufriedenheit in Wahldemokratien hat seit 2005 rasant abgenommen.
  • Für die Schweizer gilt das nicht: Hiesige Bürgerinnen und Bürger sind im Gegenteil so zufrieden wie noch nie.

Die Schweizer und Schweizerinnen sind mit der direkten Demokratie so zufrieden wie noch nie. Und sie sind damit in Westeuropa ziemlich allein. Jedenfalls zeigt dies der neuste Bericht des Bennett Institute for Public Policy in Cambridge. Forschende analysierten darin 3500 Umfragen von 1973 bis 2020.

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Studie: Global Satisfaction with Democracy 2020KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDer Bericht hat nur Wahldemokratien betrachtet – Russland gehört zum Beispiel nicht dazu. Es wurden nur Umfragen verwendet, welche exakt vergleichbar sind, wozu zum Beispiel Eurobarometer gehören. Auch wurden die Umfragen relativ zur Bevölkerungszahl gewichtet, um den globalen Durchschnitt zu errechnen. Die Umfrage ist deshalb stichhaltig – sie beantwortet aber genau eine Frage: Bist du zufrieden mit deiner Demokratie oder nicht? Nichts hingegen sagt sie aus über die Beteilung an der Demokratie oder den generellen Rückhalt für das politische System.Mehr Infos zu dieser Studie...

Weniger als 25 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen sind mit dem hiesigen demokratischen System unzufrieden. In Deutschland sind es mehr: Zwischen 25 Prozent und 50 Prozent sind hier unzufrieden. Und in Frankreich sind es mehr als die Hälfte. Das widerspiegelt eine globale Krise: durchschnittlich zeigen sich 57,5 Prozent der Bürger in Wahldemokratien unzufrieden mit der Demokratie ihres Landes. Das ist die höchste Unzufriedenheit, welche seit 1975 – oder bei Ländern mit weniger Umfragen seit 1995 – gemessen wurde.

Bennett Institute for Public Policy Cambridge

Die Zufriedenheit mit der Demokratie in der Welt Mitte bis Ende der 1990er Jahre und heute (Durchschnitt der letzten
drei Umfragen).

Woher kommt die Unzufriedenheit? In den Daten zeigen sich klare Spitzen, welche darauf hinweisen, dass politische und ökonomische Krisen die Zufriedenheit stark beeinflussen. Massiv abgenommen hat diese seit der Finanzkrise 2008. Auch der Umgang mit der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 missfiel den Bürgern und Bürgerinnen offensichtlich. Ebenso führten Korruptionsskandale in Ländern weltweit zum Erodieren des politischen Vertrauens. «Die Resultate weisen darauf hin, dass Bürger und Bürgerinnen politische Institutionen rational danach beurteilen, wie sie handeln», sagt Politikwissenschaftler und Hauptautor Roberto Foa in einer Mitteilung. «Wenn das Vertrauen in Demokratien geschwunden ist, dann, weil die demokratischen Institutionen darin gescheitert sind, die grössten Krisen unserer Zeit anzugehen – von ökonomischen Krisen bis zur Klimaerwärmung».

Darin liegt laut den Forschenden auch der Grund, weshalb die Schweiz eine «Insel der Zufriedenheit» ist: In Ländern, wo die politischen Institutionen transparent, ansprechbar und frei von Korruption sind, ist auch die Zufriedenheit entsprechend hoch. Neben der Schweiz sind das Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Luxemburg.

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