Das musst du wissen

  • Wenn eine Krankheit von einer Spezies auf eine andere übertragen wird, nennt man diese Übertragung Zoonose.
  • Je näher einander Menschen und Tiere kommen, desto wahrscheinlicher wird eine Zoonose.
  • Domestizierte und gezüchtete Arten teilen dementsprechend am meisten Viren mit dem Menschen.

Sars-CoV-2, HIV, Ebola. Krankheiten wie diese haben eines gemeinsam: Sie sind von Tieren auf den Menschen übergesprungen. In der Fachsprache redet man von Zoonosen. Dass sich Viren in Tieren entwickeln und dann auf den Menschen übergehen, ist umso wahrscheinlicher, je näher sich Mensch und Tier kommen – sei es durch Domestizierung, Wildtierjagd oder schrumpfenden Lebensraum.
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Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität California Davis, die den Zusammenhang zwischen Zoonosen und dem ökologischen Zustand verschiedener Tierarten untersuchte.

Science-Check ✓

Studie: Global shifts in mammalian population trends reveal key predictors of virus spillover riskKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsEs handelt sich um eine Theoriestudie, die öffentlich zugängliche Daten und Fachliteratur mithilfe eines mathematischen Modells auswertete. Wichtig ist: alle Erkenntnisse der Studie basieren auf Korrelationen, das heisst Zusammenhängen, und sind keine Beweise für Ursachen. Mehr Infos zu dieser Studie...

Insgesamt haben die Forschenden 5335 Landsäugetierarten untersucht. Sie analysierten, wie viele der 142 bekannten, zoonotischen Viren bei diesen Arten zu finden sind. Es zeigt sich: Nur in 609 Arten sind Infektionen mit einem zoonotischen Virus bekannt.
Acht der zehn Tierarten, die am meisten Viren gemeinsam mit dem Menschen haben, sind gezüchtet und leben in Gemeinschaft mit dem Menschen. Das sind Schweine, Rinder, Pferde, Schafe, Hunde, Ziegen, Katzen und Kamele. Die anderen zwei Spezies der Top Ten sind Mäuse und Ratten, die zwar nicht gezüchtet werden, aber deren Lebensweise Nutz- oder Haustieren sehr ähnlich ist. Pro Art haben all diese Tiere zwischen 14 und 31 Viren mit dem Menschen gemein. Im Durchschnitt sind es bei Haus- und Nutztierarten 19,3 Viren, bei wildlebenden Tierarten nur 0,23. Dies deutet darauf hin, dass die Nähe zum Menschen wesentlich dafür ist, ob ein Virus vom Tier auf den Menschen überspringt.

Die überwiegende Mehrzahl der bekannten, zoonotischen Viren kommen aber in wildlebenden Arten vor: Drei Viertel von ihnen sind in Nagetieren, Fledertieren und Primaten zu finden. Warum gerade diese? Bei Primaten ist der Grund vermutlich ihre nahe Verwandtschaft zum Menschen. Bei Fledermäusen hingegen sind es die hohe Populationsdichte, die Migration und die Tatsache, dass die Tiere auch in Ställen, Dörfern und Siedlungen leben können, also in enger Nähe mit dem Menschen.

Wildlebende Arten, die nur noch selten vorkommen und stark gefährdet sind, haben deutlich weniger Viren mit uns gemeinsam. Werden allerdings bedrohte Spezies gejagt und gewildert oder können sie, wie eben die Fledermäuse, ihren bedrohten Lebensraum durch ein Vordringen in den Siedlungsraum wettmachen, beherbergen sie fast doppelt so viele zoonotische Viren, wie Arten, deren Aussterben nicht direkt auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist – die also zum Beispiel infolge des Klimawandels aussterben.
Eine Schlussfolgerung, die die Forschenden daraus ziehen: Ein respektvoller Umgang mit Tieren, also mehr Abstand, könnte uns Menschen vor weiteren Epidemien schützen. «Das Überspringen der Viren von Tieren ist ein direktes Resultat unseres Umgangs mit der Natur und den Habitaten», sagt Hauptautorin und Epidemiologin Christine Kreuder Johnson in einer Mitteilung. Naturschutz, so die Folgerung, schützt also auch die Menschen.

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