Das musst du wissen

  • Im Februar und März 2021 untersuchte ein Forschungsprojekt Berner Polizeikräfte auf eine Covid-Infektion.
  • Dabei wurde im Korps der Kantonspolizei nur eine durchschnittliche Zahl an Covid-Infektionen festgestellt.
  • Studienleiter Parham Sendi führt dies auf eine konsequente Umsetzung der Maskenpflicht zurück.
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Personenkontrollen, Demonstrationen, Streitschlichtung: Für Polizeikräfte gehört Personenkontakt zum Alltag. In brenzligen Situationen können Massnahmen wie Abstand halten dabei häufig nicht eingehalten werden – ideale Voraussetzungen also für eine Infektion mit dem Coronavirus? Dieser Frage gingen Forschende von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der interregionalen Blutspende und der Berner Kantonspolizei nach. Die Resultate, die als Pre-print erschienen sind, liefern neue Indizien für eine geringe Anzahl Infektionen bei Polizeieinsätzen.

Science-Check ✓

Studie: A multidimensional cross-sectional analysis of COVID-19 seroprevalence among a police officer cohort: The PoliCOV-19 studyKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsAn der Studie beteiligten sich 35 Prozent des Berner Polizeikorps, die Stichprobe ist damit gross. Allerdings wurde die vorliegende Studie vor der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und den Impfungen durchgeführt und lässt sich damit nur bedingt auf die aktuelle Situation übertragen. Die Frage nach dem Infektionsort bleibt trotz Datenerhebung in manchen Fällen unsicher, da sich die Studie teilweise nur auf subjektive Aussagen der Teilnehmenden stützen konnte.Mehr Infos zu dieser Studie...

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden Anfang des Jahres das damals noch ungeimpfte Polizeikorps mittels Antikörpertests auf eine vorherige Infektion mit Sars-CoV-2. Das Ergebnis: Bei rund 13 Prozent der über 900 untersuchten Polizistinnen und Polizisten wurden Antikörper als Anzeichen für eine überstandene Erkrankung gefunden. Das bedeutet, dass sie sich im Schnitt vergleichbar häufig mit dem Coronavirus infizierten als der Rest der Bevölkerung.

Doch es zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: In der Region Seeland/Jura hatten 22 Prozent der Teilnehmenden Antikörper infolge einer vorherigen Infektion gebildet. Im Rest des Kantons waren es zwischen neun und 13 Prozent. «Das deckt sich mit den Ergebnissen zu den regionalen Infektionszahlen in der Bevölkerung des Kantons und angrenzender Regionen aus der Corona-Immunitas-Studie», kommentiert Studienleiter Parham Sendi, Infektiologe am Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern. «Wir waren allerdings erstaunt, dass die Infektionen in der Stadt Bern, wo viele Corona-Demonstrationen stattfanden, so niedrig waren. Die erhobenen Daten deuten stark darauf hin, dass Übertragungen nicht während der Arbeit stattfinden, sondern im Haushalt und im Privaten.» Die Ergebnisse aus der zusätzlichen Umfrage unterstützen dies: Nur ein verhältnismässig kleiner Teil der infizierten Studienteilnehmer gab an, eine Infektion während der Arbeit zu vermuten. Hingegen ging fast die Hälfte davon aus, sich im eigenen Haushalt angesteckt zu haben.

Den Grund für die wenigen Infektionen bei Einsätzen vermutet Sendi in der konsequenten Umsetzung der Hygienevorschriften: Hundert Prozent aller Teilnehmenden gaben an, im Dienst eine Maske zu tragen – 98 Prozent nutzten Desinfektionsmittel. Die Polizei habe extra eine eigene von der Materialprüfungsanstalt Empa geprüfte Maske entwickelt, die immer korrekt getragen worden sei. «Dort, wo Schutzmassnahmen besonders strikt eingehalten werden, kommt es zu wenigen Infektionen», schlussfolgert der Infektiologe angesichts der Erkenntnisse. Und fügt an: «Vermutlich hätten die Massnahmen einen grösseren Effekt, wenn sie vom Rest der Bevölkerung ebenso strikt eingehalten würden.»

Die Untersuchungen, die im Februar und März 2021 stattfanden, stellen erst den Anfang des Forschungsprojekts dar: Die Mitarbeitenden der Berner Kantonspolizei werden nun alle drei Monate erneut getestet – und sollen somit zukünftig zu weiteren Erkenntnissen zur Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz beitragen.

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